1. Christlich-biblische Grundlegung
2. Praktisch-Grundsätzliches zu Homosexualität und Queerness auf der Grundlage von Absatz 1
3. Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung gegen Homosexuelle, Queers auch in „christlichen“ Kreisen
4. Vergleich von Homosexualität und Ehescheidung
5. Paradiesisches Ideal
6. Homosexuallität, Queerness als allgemeines Naturphänomen
7. Therapeutische Veränderung der sexuellen Orientierung in beide Richtungen8. Bibelstellen
9. Christlich-moralisches Verhalten gegenüber Homosexuellen, Queers10. Zeitgeist als Argument? Entwicklungen in den Kirchen
11. Homosexualität - Sex, vor allem aber Liebe
12. Transsexualität
13. Aktuelle Stellungnahmen und Stimmen aus der Evangelischen Kirche
14. Kasualien (Rituale) für queere Menschen
15. Aktuelle Lage in den Kirchen bei schwul-lesbischen Segnungs- bzw. Trau-Gottesdiensten
16. Queer-christliche Geschichte Münchens
17. Weitere Links
Zentralgebot des christlichen Glaubens, von dem sich alle anderen Gebote ableiten sollen, ist das Doppelgebot der Liebe: (3.Mose 19,18); Mt 22,37-39; Röm 13,9; Gal 5,14.
Bei einer einvernehmlichen Homo-Beziehung zweier sexualmündiger Menschen (ab 16 (14) Jahre) liegt offensichtlich kein Verstoß gegen dieses christliche Grundgebot vor. Ist die Beziehung christlich geprägt, dann ist Sex nur ein Teilbereich. Die gegenseitige menschliche Unterstützung, das Teilen von Freude und Leid ist dann entscheidend.
Hierzu passend und bemerkenswert die Aussage des Leiters von idea (Informationsdienst der Evangelischen Allianz), dass es bei Homosexualität nicht um "Heilsfragen ... also nicht um Himmel oder Hölle geht".(1)
Ein offensichtlicher Verstoß gegen Punkt 1 ist aber Gewalt gegen Schwule, Lesben und Queers allgemein - körperlich oder verbal (Mobbing). Das gibt es immer noch genügend. Man gehe nur als gleichgeschlechtliches Paar Hand in Hand über einen Schulhof, durch ein ländliches Dorf oder durch bestimmte Stadtviertel der Großstädte.
Eine Mobbing-Situation herrscht meist immer noch in vielen konservativ-christlichen Kreisen, die sich meist bewusst im Gegensatz zur liberalen, die Homosexuellen wertschätzenden Einstellung der Mehrheit der evangelischen Kirchenmitglieder stellt. Dies wurde wiederum Anfang 2014 deutlich, als das Wochenmagazin "idea Spektrum" auf seiner Seite "Pro und Kontra" fragte: "Diskriminieren Evangelikale Homosexuelle?"(2) idea-Leiter Helmut Matthies stellt - in überraschend offener Nachdenklichkeit - fest, es sei "seit langem ... beim obigen Thema nicht gelungen"(3), einen Vertreter für die Kontra-Position zu finden, also für die Erfahrung, als Homosexueller unter Evangelikalen nicht diskriminiert zu werden: "idea hat etwa 10 homosexuelle Evangelikale gefragt. Einige wollten nicht, dass öffentlich bekannt wird, sie würden homosexuell empfinden. Unter den anderen fand sich niemand, der sagen konnte, er habe keine Diskriminierung erlebt."(4) Immerhin deutet es auf einen reflektierten und nicht ideologisch-fixierten Horizont, dass diese bedauerlichen Verhältnisse vom Leiter Helmut Matthies selbstkritisch kommentiert werden: "Das sollte nachdenklich stimmen. ... Auf der anderen Seite spricht es nicht für die Glaub-Würdigkeit evangelikaler Gemeinden, wenn sich ein Mitglied nicht einmal zu sagen traut, dass es homosexuelle Gefühle hat."(5)
Auf derselben Seite berichtet Wolf Bruske, homosexueller Pfarrer einer evangelikalen evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, von seinen Diskriminierungserfahren: "Gleichzeitig erlebe ich aber viel Diskriminierung. Homosexuelle können in evangelikalen Gemeinden meist nur versteckt und ungeoutet leben. Haben sie ihr Coming-out, ist das fast immer mit dem Verlust der geistlichen Heimat verbunden. Sie werden für ihre Veranlagung, für die sie nichts können, in die Sünderecke geschoben und meistens ausgegrenzt und, wenn überhaupt, nur als 'Aussätzige' geduldet. ... Homosexuelle Pfarrer sind heißbegehrt - bis sie sich outen. Dann schlägt bei Evangelikalen sehr schnell die Verehrung in massive Ablehnung um."(6)
Da ist folgender Satz bemerkenswert: "Ich möchte mich für alles Schlimme entschuldigen, was Homosexuelle durch Evangelikale erfahren haben".(7)
Klaus Douglass, evangelischer Pfarrer aus Hessen, schreibt: So "sinnieren wir über die vermeintliche 'Sünde der Homosexualität' und werfen den Betroffenen auch noch jene Lüge vor, in die wir sie hineintreiben."(8)
In diesem Zusammenhanng stellte man bei wissenschaftlichen Untersuchungen in verschiedenen Ländern fest, dass die Selbstmordrate unter schwul-lesbisch-queeren Jugendlichen signifikant gegenüber den anderen Gleichaltrigen erhöht ist, und zwar dann, wenn sie durch ihre Umgebung abgelehnt werden: "Wenn die Umgebung junge Schwule und Lesben unterstützt und es Programme gegen Diskriminierung gibt, geht die Rate der versuchten Suizide unter allen jungen Menschen zurück, speziell unter Lesben, Schwulen und Bisexuellen ... Das zeige, dass nicht die Homosexualität zu einer höheren Selbstmordrate führe, wie Homo-Gegner oft mutmaßen - vielmehr führe die Ablehnung zu Kurzschlusshandlungen."(9) Es ist bewegend, die Seelsorgeberichte aufgeklärter, lebensnaher, einfühlsamer katholischer Pfarrer im Jahre 1899 zu lesen, die vom Leid ihrer homosexuellen Gemeindeglieder aufgrund der Homophobie der damaligen Gesellschaft berichten: Artikel über die anonyme Umfrage unter katholischen Pfarrern.
Der emanzipierte katholische Theologe und Psychotherapeut Dr. Wunibald Müller schreibt: "Wenn Probleme und Belastungen bei homosexuellen Männern und Frauen manchmal größer sind als bei heterosexuellen, dann liegt das nicht in erster Linie an der homosexuellen Orientierung an sich. Die Gründe dafür sind vornehmlich in der außergewöhnlichen Situation zu suchen, der homosexuelle Personen nach wie vor ausgesetzt sind."(10) - "So ginge etwas Heilendes von einer Einstellung aus, die Homosexualität ... als etwas ... Normales betrachtet. Es ginge davon etwas Heilendes aus, das sich positiv auf so manche Verwundungen auswirken würde, die homosexuellen Menschen - gerade auch im kirchlichen Kontext - zugefügt wurden".(11) - Unter Bezug auf einen Satz aus dem Vatikanpapier zur Homosexualität sagt er: "Kann man eine Beziehung objektiv ungeordnet nennen, wenn zwei Homosexuelle sich aufrichtig lieben?"(12)
Die niederbayrische CSU-Bundestagsabgeordnete Gudrun Zollner, die einen schwulen Sohn hat, sagt: "Ich bin gläubige Katholikin und kann trotzdem
sagen, dass mein Kind ein Geschenk Gottes ist."(13)
und: "Was da aus dem Vatikan zur Homo-Ehe kommt, finde ich fürchterlich. Das kränkt mich als Christin."(14)
Im Jahr 2023 gibt der katholische Pfarrer Bernd Mönckebüscher ein Buch heraus, in dem er schreibt: „Dazughörig fühlte ich mich nie ganz. Als schwuler Mann nur geduldet, sich
versteckend, genau wissend, was die kirchliche Lehre sagt: Widernatürlich. In sich gestört. … Meine Zugehörigkeit zur Kirche ist nicht ganz. Sie ist gebrochen. Zumindest
ab dem Augenblick, wo mir klar war, wie und wer ich bin und dass es für mich kein vorbehaltloses Ja gibt seitens dieser Amtskirche.“ (Mönckebüscher, Bernd: Es
schmeckt nach mehr. In der Kirche ist für alle Platz, Freiburg 2023, S.28)
Angesichts der bleibenden Diskriminierung von Homosexuellen in Rechtsstaaten und ihrer Ermordung in vielen totalitären Staaten (z.B. Iran: Todesstrafe gemäß Strafgesetzbuch) ist es zynisch und das Gegenteil von christlicher Nächstenliebe und christlichem Mitgefühl, wenn von einer "Homosexualisierung der Gesellschaft" gesprochen und behauptet wird: "Von Ächtung und Diskriminierung kann, nüchtern betrachtet, keine Rede mehr sein."(15)
Möchte sich also ein Christ, dem die Nächstenliebe, zumindest aber der Schutz des Lebens wichtig sind, im Bereich der Homosexualität stärker ethisch-moralisch engagieren, sollte an erster Stelle des Engagements der Kampf gegen diese Anti-Homo-Gewalt stehen - mit allen Konsequenzen, z.B. durch seine Hilfsaktionen selbst als Homo bezeichnet und gemobbt zu werden oder (wenn er diesen geistlichen Einsatz für die Nächstenliebe und Achtung der Menschen sogar im Iran oder noch wichtiger im Einflussbereich der ISIS-Islamisten im Irak und Syrien durchführt) ermordet zu werden.
Ebenfalls gehört zur ethischen Schlüssigkeit, dass Geschiedene und Homosexuelle gleich behandelt werden - entweder beides toleriert oder abgelehnt wird. Die Bibel sagt klar, dass Ehescheidung (außer bei Ehebruch des Partners, oder der ungläubige Partner will sich scheiden lassen) verboten ist und dass ohne Bedingung ein Geschiedener nicht wieder heiraten soll (Mt 5,31-32; 19,9; Mk 10,11-12; 1.Kor 7,10-15).
Hier ist die katholische Kirche konsequent: Schwule und Lesben und Geschiedene sollen auf Sex verzichten. Haben Geschiedene geheiratet, sollen sie nach der Bekehrung in der 2.Ehe bleiben, aber ab dann sexfrei zusammenleben.
Allerdings: Wieweit ist das für die meisten Menschen praktikabel? Jesus hat den konkreten Menschen im Blick, und für die meisten Menschen ist ein genereller Sexverzicht - ob Homo oder Hetero - nicht lebbar und führt dann zu ethisch schlechten psychologischen Verschiebungen.
"Paradiesische" Mehrheits-Lebens-Leitbilder für praktisch alle christlichen Konfessionen ist die lebenslange Hetero-Ehe ohne Scheidung (weil in der Schöpfung angelegt: 1.Mose 2,24) oder das sexuell enthaltsame Leben (Mt 19,12c; wörtlich mit allegorischer Bedeutung: "sich zu Eunuchen um des Himmelreichs willen gemacht") - wie es - von der Realität dieser Welt unterschiedenes - paradiesisches Leitbild ist, keine Mühe bei der Geburt, bei der Arbeit usw. zu haben (1.Mose 3,16-17).
Unwahr und eigentlich ideologisch (aufgrund eines bestimmten dogmatischen Vorverständnisses) ist die Behauptung, Homosexualität wäre unnatürlich und käme in der Natur, im Tierreich nicht vor, sondern nur bei unnatürlich handelnden Menschen. Homosexualität, Transsexualität und weitere sexuelle Abweichungen sind sehr natürlich, kommen sehr oft in der Natur vor, bei manchen Tieren weniger beobachtet (z.B. manche Vogelarten), bei anderen mehr (menschenähnliche Affen oder Giraffen mit Testreihen, in denen homosexuelle Akte bis zu 90% aller Geschlechtsakte ausmachten. Und trotzdem sind die Giraffen "fruchtbar und vermehren sich" als Art.).Hier finden Sie genauere Infos und weiterführende Links zur wissenschaftlich beobachteten Homosexualität in der Natur und im Tierreich. Wer sagt, Homosexualität widerspreche Schöpfung und Natur, der redet jedenfalls nicht von der Welt und Natur, in der wir jetzt leben.
Die therapeutische Veränderung von Homosexualität ist teilweise gegeben und eine Möglichkeit - aber keine vollkommene Lösung. Selbst christliche Therapeuten geben zu, dass sie trotz Gebet eine Veränderung bei einer großen Zahl nicht erreicht haben.
Ein Beispiel hierfür ist die von Stanton Jones und Mark Yarhouse durchgeführte US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2007, die zitiert wird in der Parteizeitung der Partei Bibeltreuer Christen, die als Partei praktizierte Homosexualität eindeutig als Sünde ansieht. Der Titel der Studie "A Longitudinal Study of Religiously mediated Change in Sexual Orientation" zeigt, dass hier in einem Umfeld garbeitet wurde, in dem praktizierte Homosexualität als ethisch schlecht angesehen wird. In diesem - aus der Sicht homophober Christen - für Veränderung günstigsten Umfeld bezeugen gerade einmal 15% "eine erfolgreiche Umkehr zu einer heterosexuellen Identität". Vom Rest entscheiden sich 23% für "Keuschheit", 29% erleben "kleine Verbesserungen", 27% erleben keine Veränderung, 5% waren nicht auswertbar.(16) Rechnet man diejenigen der ursprünglichen Teilnehmer heraus, die aus "der Studie ausstiegen, weil sie darin keinen Sinn (mehr) sahen oder keine Veränderung an sich feststellten ... waren die Erfolgszahlen noch einmal niedriger ... 9% 'echte Änderung' + 16% Leben in Keuschheit"(17). Zusammenfassend kann man zur Vielzahl dieser "Umpolungsstudien" sagen: "Erstens ist die Zahl derjenigen, die keine Änderung ... ihres Sexualverhaltens erlebten, in allen Studien höher als die Zahl der Erfolgreichen'. Zweitens wecken so genannte Ex-Ex-Gays Zweifel an der Langfristigkeit erfahrener Veränderung. ... Drittens steht der Menge von Therapiewilligen eine erheblich größere Zahl von LSBT gegenüber, die ... keinerlei Bedürfnis verspürt, eine Änderung ihrer sexuellen Orientierung herbeizuführen."(18)
Der Präses des pietistischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Michael Diener, stellt im Jahr 2014 fest: Es "ist die Zahl der Veränderungswilligen jedoch relativ klein.
Und nur etwa einem Drittel von ihnen könnten die auf diesem Gebiet engagierten Organisationen helfen: 'Es gibt erfolgreiche Therapien, aber noch mehr erfolglose Therapien.'"(19)
Im evangelikal-konservativ geprägten idea-spektrum 4/2014 schreibt Helmut Matthies über Homosexuelle: "Von denen, die damit nicht klarkommen und sich deshalb einer Therapie unterziehen, ist laut US-Studien bekannt, dass immerhin ein Drittel eine dauerhafte Umorientierung seiner sexuellen Ausrichtung erfährt - aber eben zwei Drittel nicht."(20)
Auf derselben Seite desselben Magazins schreibt der offen schwule Pfarrer einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, Wolf Bruske: "Nur bei Evangelikalen wird das Märchen von der 'Heilung' von Homosexualität noch kolportiert und damit bei Homosexuellen eine Veranlagung als Krankheit verunglimpft."(21)
Auch nach der von Professor Axel Meyer zusammengefassten aktuellen Forschungslage hat "Homosexualität ... zum wohl größeren Teil eine genetische Basis. ... daraus ergibt sich, dass man Homosexualität nicht wegerziehen, medikamentös 'heilen' oder 'wegbeten' kann."(22)
Vielfach würde folgende Perspektiverweiterung die Zahl der "Therapiewilligen" noch einmal erheblich verringern: Es gibt manche, die "Homosexuellsein mit einem subkulturell-promisk-hedonistischen Lebensstil gleichsetzen, der für sie aus christlich-ethischen Gründen nicht erstrebenswert, weil sündhaft, erscheint. Dabei ist es für sie anscheinend nicht vorstellbar, dass ein Leben als LSBT ... in nicht wenigen Fällen .. durch nichts unterschieden von der vermeintlich so erstrebenswerten heterosexuell-bürgerlichen Norm außer durch die Wahl des Partners oder der Partnerin"(23) ist.
Die umgekehrte "Umwandlung" ist viel häufiger: Jemand hat versucht, hetero zu leben - wegen des Sozialdrucks der Umgebung - und entdeckt sich später als eindeutig homo-geprägt. Verlogen ist es hier, wie ein Hetero gegen seine Persönlichkeit zu leben; es ist Lüge und damit eindeutig unchristlich (allein schon das Leid für den Hetero-Partner). Wir als Kirche sollten Menschen ermutigen, ehrlich zu sich zu stehen.
Ausgerechnet in homophob-christlichen sogenannten "Ex-Gay"-Gruppen, die Homosexuelle zu einem heterosexuellen Lebensstil führen wollen, entdecken immer wieder führende Personen, die sich als "geheilte Homosexuelle" (nun heterosexuell lebend) ausgaben, dass sie doch von ihrem tiefsten Wesen her homosexuell sind, die nur durch den immensen kirchlichen Druck (gegen ihre Natur) eine Zeit lang heterosexuell lebten.
Im Juni 2013 löste sich Exodus (24), die weltweit größte Ex-Gay-Gruppe auf, die seit 1976 in 17 Ländern arbeitete.
Der Leiter, Alan Chambers,gab zu, selber homosexuelle Gefühle zu haben: I had "conveniently omitted my ongoing same-sex attractions. ... They brought me tremendous shame and I hid them in the hopes they would go away ... Looking back, it seems so odd that I thought I could do something to make them stop. Today, however, I accept these feelings as parts of my life that will likely always be there." Und er entschuldigte sich für den Schaden, der er bei Homosexuellen angerichtet habe: "I am sorry for the pain and hurt many of you have experienced. I am sorry that some of you spent years working through the shame and guilt you felt when your attractions didn't change ... I am sorry we promoted sexual orientation change efforts and reparative theories about sexual orientation".(25)
Auch Randy Thomas, der stellvertretende Leiter der aufgelösten "Exodus"-Gruppe, wandelte seine Einstellung innerhalb weniger Monate um 180 Grad.(26) Er entschuldigte sich im Jahr 2013 für seine Mitarbeit bei "Exodus":
"I apologize for remaining publicly silent about the hurt caused by some of Exodus’ leaders and actions."(27) 2014 freut sich Randy, dass die USA, auch durch Gerichtsurteile, sich mehr und mehr für die schwul-lesbische Ehe öffnet: "Today, I can honestly say that I am glad that the courts are striking down all the marriage bans across the country."(28) Schließlich gab er dann im Januar 2015 zu, dass er selber schwul sein: "I am gay. I am ok with who I am."(29)
Darlene Bogle ist Pastorin und ehemalige Mitarbeiterin bei "Exodus". Die Huffpost schreibt über sie im Internet-Artikel
"Sie versuchte, Homosexuelle zu "heilen" – heute bittet sie um Vergebung. Die lesbische Predigerin Darlene Bogle hat das Glück gefunden, wo sie den Satan vermutete.": "Darlene Bogle hat es allen ... gepredigt: ... Homosexualität sei Sünde. Etwas, das man ablegen könne, wenn man es nur wolle. Etwas, das man überwinden müsse, wolle man von Gott geliebt werden. ...Heute verbringt Bogle ihre Zeit damit, diejenigen um Verzeihung zu bitten, die ihr geglaubt haben. Der Druck, unter dem die jungen Menschen stehen, die ihre sexuelle Orientierung ändern sollen, ist brutal. Existenzbedrohend."
Sie berichtet selber auf ihrer Website "Survivor Narrative. My Exodus from Exodus" über ihre Erfahrungen: "I preached that sexual orientation was a choice also, and for that, I NOW APOLOGIZE! ... The Title across the photo was: Can Homosexuals change? We did. ... Their orientation wasn’t really changed, and neither was mine! We wanted to change behavior that we were told would separate us from a loving God. We were never told that we had an option, that God would still love us as Gay and Lesbian people. What grieves me is that so many have left the church because they believed that lie. I have come to believe that God not only accepts us but wants to bless our relationship with our same-sex partner."
Im Dezember 2014 erklärte Christian Schizzel, ein Aushängeschild der Ex-Gay-Bewegung, der in Bild, Film und Talk-Shows in den USA auftrat, um Homosexuelle für die Umpolung zur Heterosexualität zu gewinnen, dass er selber schwul ist und wie sehr er in diesen homophob-christlichen Gruppen manipuliert wurde: "I’m coming out this second time as my true self – a gay man — louder than before so we can all learn from the mistakes made and the harmful effects of reparative therapy ... I was told I had to say I was straight if asked, even though there wasn’t an ounce of me that was interested in women. I was concerned about lying, especially since it was with an issue involving God and expressed my discomfort with this. ... To those who still promote reparative therapy or hope it could work for them or a family member, I hope they realize this path leads to a horrid dead end. It’s harmful and excruciatingly painful. There’s no academic or spiritual basis for its promotion. I wouldn’t wish this upon anyone, not even the ones who harmed me the most in this life. In the end, my sexuality is a beautiful gift from God".(30)
Im Jahr November 2014 machte John Smith Schlagzeilen, ein ehemaliger Direktor der bekannten, christlich-fundamentalistischen Gruppe "Love in Action" aus den USA, die sich das Ziel gesetzt hat, Menschen von Homo- zu Heterosexuellen umzupolen. Man versuchte dort auch, Jugendliche in sogenannten Bootcamps homophob auszurichten. Schon 2008 trat er aus der Gruppe aus und erkannte seine Arbeit dort als großen Fehler, als Sünde: "I'm realizing that people have the freedom in Christ to choose to live in a gay relationship."(31) 2014 schließlich heiratete er seinen Partner Larry McQueen.(32)
Im Jahr 2018 berichtet Garrard Conley in seinem Buch "Boy erased. Autobiografische Erzählung"(33) über seine Erfahrung mit "Love in Action". Er war von seiner extrem evangelikalen Familie gedrängt worden, sich dort einer "Umpolung" zu unterziehen. Im Interview berichtet er: "Und es basierte sehr viel darauf, dass man sich permanent geschämt hat ... Das ... hatte sehr viel mit '1984' von George Orwell zu tun, mit der Denkpolizei beispielsweise."(34) Er verlässt diese Einrichtung, kann später seinen christlichen Glauben und seine Homosexualität verbinden und ermutigt dazu andere durch sein Buch und viele Vorträge: "Warum sollte Gott mir so viele Gefühle geben, wenn er nicht will, dass ich sie fühle."(35)
In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2015 werden anhand eines Lebensberichts die schweren seelischen Schäden dargelegt, die durch diese "Konversionstherapie" (auch "Reparative Therapie" genannt) entstehen: "..., während Nebenwirkungen wie Depression, Selbstmordabsicht und Drogenmissbrauch bei jungen Betroffenen belegt sind. Als erster US-Staat hat Kalifornien die Therapie im Jahr 2012 für Minderjährige verboten ... Kein Zweifel, die Therapien wirken. Sie fördern Sie fördern Selbsthass, Angst und Schuldgefühle ... Psychologen warnen ... Die 'Patienten' täuschen .. die 'Heilung' vor, die zwar nicht möglich ist, jedoch erwartet wird - vom Therapeuten, den Eltern, dem Pastor, oder vom Betroffenen selbst. ... Guay ... meidet Kirchen ..., und er glaubt, dass ihn die Konversionstherapie traumatisiert hat."(36) "Daher ist es an der Zeit, namentlich für Minderjährige solche Konversionstherapien zu untersagen, da sie mit anerkannten wissenschaftlichen Standards nicht zu vereinbaren sind und den Betroffenen sogar schaden."(37)
Nicht wirklich ehrlich und glaubwürdig ist es allerdings, wenn Ende 2012 der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener, behauptet,
ihre "therapeutischen" Einrichtungen würden der freien Selbstbestimmung des einzelnen dienen: "Mit Organisationen wie dem Weißen Kreuz oder dem Deutschen Institut
für Jugend und Gesellschaft achten wir die Selbstbestimmung und die Freiheit jedes einzelnen Menschen, über seinen Lebensentwurf zu entscheiden. "(38) Denn diese evangelikalen Einrichtungen mögen einen Teilnehmer ohne größeren weiteren (geistlichen) Druck ziehen lassen, der eine
solche "Therapie" abbricht, und sie mögen insofern etwas weniger radikal als andere sein. Diese Therapie geht aber nicht von einer wertneutralen Selbstfindungshilfe aus, sondern
dem (in deren christlichen Sicht begründeten) Ziel, so viel Menschen wie möglich zu einem heterosexuellen Lebensstil zu führen. Ansonsten müssten diese Einrichtungen auch Angebote
machen, dass Menschen, die sich in ihrem heterosexuellen Lebensstil unglücklich und unidentisch erleben, zu ihrer eigentlichen homosexuellen, queeren Identität finden. In Wirklichkeit
besteht aber nur die Möglichkeit, an dieser "Therapie" in einer (nämlich heterosexuellen) Richtung teilzunehmen oder sie abzubrechen.
2020 allerdings hat sich die Einstellung von Michael Diener vollkommen geändert: "Meine Haltung zur Homosexualität etwa hat sich von 2011 an bis heute von einer völlig
konservativen bis hin zu einer völlig offenen entwickelt. An mir kann man deshalb auch ablesen, wie
schwer das für jemanden ist, der in diesen Fragen konservativ geprägt und erzogen wurde, diese Einstellung und die dahinterstehenden theologischen Positionen loszulassen. Ich bedauere die
Verletzungen und Verurteilungen, die ich durch meine frühere Haltung homosexuellen Menschen zugefügt habe und gehöre zu denen, die in dieser Frage die pietistische und
evangelikale Bewegung zur Umkehr auffordern."(39)
Am 10. September 2022 sprach Michael Diener beim ComingIn-Kongress, an dem auch viele queere
Christen mit evangelikalem Hintergrund (z.B. von Zwischenraum) teilnahmen, in ganz ähnlicher Weise: Er habe
"früher in einer geschlossenen Gesinnungsblase gelebt und Homosexualität als Sünde bezeichnet. ... 'Ich bin erschüttert über mich selbst. ...' Er habe
andere diskriminiert, falsch beraten und ihnen Schaden zugefügt. ... ' ... Ich habe ... gelernt, dass meine früheren Überzeugungen weder
menschlich noch geistlich noch theologisch tragen." Es tue ihm von Herzen leid".(40)
In seinem 2020 erschienenen Buch schreibt Martin Grabe, einer der 3 Chefärzte der christlichen "Klinik Hohe Mark" (die zum evangelikal geprägten Gemeinschafts-Diakonieverband gehört und mit der Evangelischen Allianz verbunden ist), als gläubiger Christ und im Blick auf seine jahrelange medizinisch-therapeutische Kompetenz und weite Erfahrung mit unterschiedlichsten Menschen folgende unideologischen Sätze, die in diesem Umfeld so bisher noch nicht zu hören waren: "die vielen Erfahrungen der ehemals begeisterten Ex-Gay-Aktivisten, die erkennen mussten, dass sie zwar viel Enthusiasmus, guten Willen und Glauben hatten, aber die ihnen mitgegebene Persönlichkeit nicht ändern konnten."(41) "Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die sexuelle Orientierung in der Regel in der Persönlichkeit eines Menschen verankert ist und nicht geändert werden kann. Es gibt durchaus gelegentlich Fälle von Änderung, und zwar meist in Richtung Homosexualität. Das liegt daran, dass ... unsere Gesellschaft bis heute immer noch viele Gründe liefert, Homosexualität abzulehnen. Es gibt aber auch seltene Änderungen in Richtung Heterosexualität".(42)
2016 schreibt der evangelikale Pfarrer Alexaner Garth aus Berlin in ähnlicher neuer, befreiender Nachdenklichkeit: "Es gibt einen (irgendwie richtigen) Satz,
der aber Homosexuelle ins Mark trifft und ablehnt: 'Gott liebt den Sünder, aber er hasst die Sünde.' ... Ein Homosexueller ... wird die Ablehnung seiner Homosexualität
immer als Ablehnung seiner gesamten Person verstehen. Wer mich wegen meiner eindeutig heterosexuellen Orientierung ablehnen würde, weist mich als Mensch zurück.
Sexualität ist nicht ein Teil von mir, sondern gehört zu meiner Identität."(43)
-
"Die Gefahr für die evangelikale Bewegung in Deutschland besteht nicht darin, dass sie sich für homosexuell empfindende Menschen öffnet,
sondern dass sie dem Thema Sexualität eine Priorität einräumt, die sie nicht haben darf. Der Frage der sexuellen Orientierung gebührt kein status confessionis,
an dem sich Heil und Unheil entscheiden. Das entscheidet sich allein an Jesus Christus."(44)
"Um religiöse Bildung queersensibel zu gestalten, sind Methoden und Konzepte hilfreich, die religiöse Sprache und Themen wertschätzen und gleichzeitig religiös legitimierte Queerfeindlichkeit aufdecken".(45)
1.Mose (Genesis) 1,27b: Wahrscheinlich aufgrund eines heteronormativen, ideologischen Vorverständnis wurde oft übersetzt: "schuf sie als Mann und Frau". Mathys betont, "daß die hebräischen Ausdrücke זכר und נקבה 'männlich' und 'weiblich' im biologischen Sinne meinen, also nicht einfach mit 'Mann' und 'Frau' wiedergegeben werden dürfen".(46)
Karle weist hin "auf die fast schon ideologisch zu nennende Beschwörung der Zweigeschlechtlichkeit auf der Grundlage von Genesis 1,27 und der daraus resultierenden Vorstellung von der Ehe als Schöpfungsordnung Gottes, mindestens jedoch von der Ehe als der von Gott priviligierten Lebensform, die man sozialethisch meint, aus Genesis 1;27 ableiten zu können."(47)
Im hebräischen Text stehen eben nicht die Wörter für 2 Wesen, sondern die geschlechtlichen Eigenschaftswörter (männlich: sachar (זכר)) - weiblich: neqewah (נקבה))(48) (Ebenso finden wir im Neuen Testament, als Jesus Gen 1,27 zitiert, die griechischen Eigenschaftswörter ἄρσεν ("männlich") und θῆλυ ("weiblich"): Mk 10,5//Mt 19,4.(49)), die auch beide zusammen einem einzigen menschlichen oder tierischen Wesen beigegeben werden können.
"Stefan Schreiner weist darauf hin, dass der adam in Genesis 1,27 in der jüdisch-rabbinischen Literatur gelegentlich 'als janusartiges zweigesichtiges oder als androgynes Zwitterwesen' .. vorgestellt wurde."(50) Der (Jeder) Mensch enthält also gemäß Gottes Schöpfung weibliche und männliche Anteile."the original image of the human being who is neither male or female, but "male and female" (Gen 1:27)."(51) Hier findet man eine entsprechende queer-gerechte Predigt zu: Gen 1,27.
Deren individuelle Mischung macht das unverwechselbare Geschlecht eines einzelnen Menschen in der - vor allem - sozialen Geschlechtervielfalt (auch Gendervielfalt genannt) aus, in der Hetrerosexuelle, aber ebenso auch Homosexuelle, Queers ihren Platz haben. "Will man Genesis 1,27 und seiner Absicht einer Vollinklusion aller Menschen in den göttlichen Auftrag, Bild Gottes in dieser Welt zu sein, gerecht werden, erscheint es viel naheliegender, die Unterscheidung männlich/weiblich als ein Kontinuum von A nach B zu betrachten - mit vielen 'In-Betweens' dazwischen. Die Etiketten 'Mann' und 'Frau' markieren demnach Pole mit vielen fließenden Übergängen - und kein ausschließliches Entweder-oder."(52) - "Die Berufung des Menschen zum Ebenbild Gottes ist also lediglich mit der Tatsache verbunden, dass das Gattungswesen Mensch 'männlich und weiblich' geschaffen wrude, was einen Deutungsspielraum eröffnet".(53)
"Andere gendertheoretisch arbeitende Theologinnen widersprechen .. der ... These, dass jeder Mensch entweder als Mann oder als Frau geschaffen sei ... Denn unter 2000 Neugeborenen habe mindestens eines eine intersexuelle Identität ... Theologische
Interpretationen, die die Würde von intersexuellen Menschen verteidigen wollen, beziehen sich in ihrer Auslegung von Gen 1,27 auf die altkirchliche Interpretation des Verses, weil diese davon ausging, dass die Menschheit 'was originally created androgynos'".(54) - "Mit dem Männlichen und dem Weiblichen ...werden ... die äußersten Pole angegeben. Gott schafft Licht und Finsternis, ... auch die Dämmerung ... . Damit
kann man den Text nicht so deuten, dass ausschließlich Männliches und Weibliches und ausschließlich heterosexuelle Orientierung erschaffen worden wären und damit nur diese ...
gottgegeben seien." (Fischer, Irmtraud: Liebe, Laster, Lust und Leiden. Sexualität im Alten Testament, Stuttgart 2021, S. 47) - Im Blick auf Genderrollen charakterisiert die "queer theology .. its relentless, obstinate deconstruction of all binary divides".(55)
Gerade auch der trinitarische Schöpfergott zeigt in der wesensmäßigen Stellung jeder einzelnen trinitarischen Person eine queere Gender-Vielfalt: "the Council of Toledo in 675 spoke of the Son's being born 'of the womb of the Father.' This is undeniably a feminine image. So one must be able to express the Christian truth about the Trinity correctly by speaking of the First Person also as Mother."(56)
- "God is Father but not male; Jesus is Mother, but not female; the Spirit is male, female, or neuter ... the Trinity resists sharp definitions of gender".(57) - "The Son is envisaged as first suprafeminine in his receptivity to the active supramasculine gift of the Father's self. ... the Son responds, supramasculinely, to the gift of the Father. ... So, not only is the Son bisexual in ontological terms, but so also is that most worrying of potential patriarchs, the Father ... for in always receiving from and being defined by the Son and Spirit he too has an eternally suprafeminine dimension."(58)
Dazu passen auch die weiblichen Seiten, die wir an anderen Bibelstellen in Gott selbst finden: Jes 66,13: "Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch." - Jes 42,14: "Gottes Schmerz ... ist machtvoll eingefangen in dem Bild einer Frau, die sich schwer atmend vor Geburtsschmerzen windet."(59)
(Siehe auch die Überschreitung zweier starrer Geschlechtsrollen im Jesuswort Mt 19,12.) "While both creation accounts specify that God created people "male and female" ..., nowhere does the Bible specify that God created people only either male or female."(60)
1.Mose (Genesis) 2,18: Luther übersetzt eindeutig falsch mit "Gehilfin". Es muss mit "Hilfe" übersetzt werden. Das Althebräische kennt 2 Worte für "Hilfe": Das feminine "Äsrah" (עזרה) und das maskuline "Äsär" (עזר). Der biblische Text gebraucht hier nicht die weibliche, sondern die männliche Form "Äsär" für die Begleitung, die Adam, der Mann, auf seinem Lebensweg bekommen soll.
"Die Schöpfungserzählung thematisiert nicht vorrangig ein Sexualverhalten, sondern das Sozialverhalten des Menschen - und das kann er in durchaus unterschiedlichen Verhältnissen - auch sexuellen - realisieren."(61)
"Die biblischen Schöpfungserzählungen sind weit davon entfernt, die neuzeitlich-bipolare Ehe als Schöpfungsordnung zu begründen. Aus ihnen abzuleiten, dass
allein eine Beziehung zwischen Mann und Frau schöpfungsgemäß sei, ist eine biblizistische Überhöhung ..., die
weder der Intention der Schöpfungserzählungen noch dem gegenwärtigen fachwissenschaftlichen Diskussionsstand gerecht wird
und überdies durch die Neuschöpfung in Christus eine grundlegende Relativierung erfährt."(62)
1.Mose (Genesis) 2,22: Menschliche Transsexualität findet sich schon in der Schöpfungsgeschichte: "Dem zum Ebenbild Gottes geschaffenen Ur-Adam musste Eva erst entnommen werden. ... Mit ihrer Transformation durch den Schöpfer erlebten sie einen Prozess, den Transidente auf dem Weg zu ihrem Identitätsgeschlecht Eva und Adam gut nachempfinden können."(63)
1.Mose (Genesis) 19,5+9: Die Sodomgeschichte spricht gegen sexuelle Gewalt, aber nicht gegen Homosexualität und ist interessanterweise die einzige
Koran-Begründung für die moslemische Ablehnung von Homosexualität.
Das Alte Testament selbst zählt die Sünden der Sodomiter auf, und darunter findet sich nicht die Homosexualität:
"die Schuld Sodoms ...: Hochmut, Überfluss an Essen, sorglose Ruhe ..., und sie half nicht dem Armen und Elenden." (Hesekiel 16,49)
1.Mose (Genesis) 25,27f; 27,11: Jakobs Eigenschaften würden gendermäßig feminin gelesen werden: daheim, mit der Mutter, glatte statt rauhe Haut
1.Mose (Genesis) 37 - 50 (Josefsgeschichte): Josefs Person und Leben ist von starken weiblichen Elementen begleitet, die ihn als eine Transperson zeigen.
1.Mose 37,3: Sein Vater, der ihn (vielleicht wegen der verbindenden femininen Seite (s.o.)) mehr als die anderen Kinder liebte, lässt für ihn ein
Ärmelkleid, eine "Ketonät Paßim" anfertigen. In 2.Samuel 13,18 lesen wir,
dass so eine Ketonät Paßim die Töchter des Königs tragen. "Ein Auserwählter Gottes in Frauenkleidern? ... Unvorstellbar! Diese Information passte nicht ins
Männerbild der Bibelgelehrten."(64) Die Aggression der Brüder gegen Josef richtet sich besonders auch gegen diese
feminine Ketonät Paßim, das sie ihm
gewaltsam ausziehen (1.Mose 37,23). "Kam zum Neid und zur Eifersucht der Brüder vielleicht noch die Angst vor dem Fremden dazu? Grenzten sie sich
vom Anderssein des Bruders ab?"(65) So ist deren Aggression stark von Transphobie und damit Queerphobie durchzogen.
1.Mose 49,22-26: "Jakob ... spricht Josef in Gen 49,22ff einen Segen zu, der über weite Strecken klingt, als sei er zu einer Frau
gesprochen."(66)
In Vers 22 wird - das einzige Mal - für "Sprößling" die weibliche Form ((בנות))("Töchter")) im Alten
Testament verwendet, während sonst die männliche allegorische Form "Sohn" üblich ist.
Lediglich Martin Buber gibt mit der Wendung "Tochtergesproß schwingt sich mauerhinan" diesen femininen Akzent in seiner Bibelübersetzung wieder.
In Vers 25 lese wir: "mit dem Segen der Mutterbrüste und Gebärmutter".
3.Mose (Leviticus) 18,22 ("wie bei einer Frau" deutet daraufhin, dass er normalerweise mit Frauen Sex hat.
"Auch hier geht es nicht um eine homosexuelle Beziehung."(67) - "Vermutlich waren dämonistische Ängste im Spiel. Alle späteren, rationaleren Begründungen der Homosexualität (Unnatürlichkeit; Widergöttlichkeit; Fortpflanzungszwang) sind wohl sekundär".(68)
- "Die Wendung 'wie man bei einer Frau liegt' könnte auch als Einschränkung aufgefasst werden, die die weiblichen Beziehungsverbote von Lev 18 auch auf männliche Beziehungen anwendet. So verstanden wären gleichgeschlechtliche Beziehungen eines Mannes nur zu bestimmten Männern seiner Verwandtschaft verboten"(69).);
20,13. "Greuel" (hebr. To'ewa (תועבה)) ist nicht ein ethischer Begriff, sondern ein kultischer. Es geht hier darum, sich als Monotheist deutlich von den Heiden abzugrenzen, die Vielgötterei betreiben. Speziell kannten die Nachbarvölker Israels die Kultprostitution. Man hatte im Tempel Sex als Symbol der Vereinigung mit einem der anthropomorph gedachten Götter. - "V 13 ... die Bibel würde alle homosexuellen Beziehungen verdammen. Dieser "Kurzschluss ist jedoch nicht gerechtfertigt."(70) -
- "Eine direkte Anwendung des biblischen Satzes (V 13) auf alle Formen homosexueller Betätigung ist damit nicht möglich".(71)
"Die scharfen Bestimmungen zu gleichgeschlechtlichem Verkehr im 'Heiligkeitsgesetz' (Lev 18 und 20) müssen in dessen kult- und reinheitsrechtlichem Rahmern verstanden werden, dem im Christentum keine unmittelbare Verbindlichkeit mehr zukommt."(72)
"Das absolute Fehlen jeder Stellungnahme zur 'Frauenliebe' ist ein deutliches Zeichen für den tiefen Graben zwischen öffentlicher, von Männern geprägter Idealvorstellung ... und der Lebenswirklichkeit in alttestamentlicher Zeit. Es ist auch ein Zeichen für männliche Ignoranz und Arroganz, die sich an diesem speziellen Punkt nur zufällig zugunsten der Frauen auswirkt."(73) -
"Für Israel ist ... - ähnlich wie bei anderen ethischen Normen auch - die Ächtung der Homosexualität unter bestimmten sozialgeschichtlichen und kulturellen Bedingungen
kodifiziert worden. Sie ist keinesfalls ein unveränderliches, dem Menschen von Natur eingepflanztes Gesetz."(74)
"Wenn hier von Geschlechtsverkehr unter Männern die Rede ist, dann geht es ... in der Regel um Ehebruch ... Eine liebevolle, gleichberechtigte und dauerhafte Partnerschaft unter Männern
war zur Zeit des Mose kulturell völlig undenkbar. Deshalb ist davon auch nicht die Rede."(75)
Der katholische Theologieprofessor der Universität Mainz Thomas Hieke fasst die Ergebnisse zusammen: "Damit kann ich als Bibelwissenschaftler festhalten:
Eine Ablehnung von Homosexualität im heutigen Verständnis findet im Alten Testament kein Argument. Die Verurteilung homosexuell veranlagter Menschen zur Enthaltsamkeit lässt
sich aus dem Alten Testament nicht ableiten."(76)
Im Jahr 2021 schreibt der katholische Theologieprofessor Simone Paganini: "Im Buch Levitikus wird nicht die 'Homosexualität', sondern
höchstens eine spezifische Sexualpraktik verworfen."(77) - Zum Verständnis helfen könne hier auch der "Vergleich mit ähnlichen assyrischen Gesetzen".(78)
Außerdem: AT-Gebote gelten für Christen nur, wenn sie durch Jesus bestätigt wurden, z.B. 10 Gebote. Ansonsten dürften wir auch keine Mischgewebe tragen (3.Mose 19,19; hier auch wieder Symbol für die monotheistische Abgrenzung) und müssten die Todesstrafe gegen Gotteslästerung, Elternfluch und Okkultisten einführen (3.Mose 20,6+9; 24,16). (79)
Positiv gesprochen werden "Minderheiten .. - Arme, Waisen, Witwen, Fremde, Tagelöhner - .. im Alten Testament ... mit Solidarität bedacht. Also werden wir in Analogie zu ihnen auch die Frage der homosexuellen Minderheit an das Alte Testament herantragen können."(80)
Ri 19,22+25: Hier gilt dasselbe wie bei der Sodomgeschichte: Das Thema ist hier sexuelle Gewalt, aber nicht Homosexualität, was dadurch noch unterstrichen wird, dass schließlich eine Frau von den Männern vergewaltigt wird.
Ruth 1,14: "Die hebräische Formulierung דבקה ב", "jemandem (fest) anhangen", "an jemandem kleben", mag nicht nur in Gen 2,24b, sondern auch in Ruth 1,14 eine sexuelle Konnotation haben, wo Ruth nicht von Naomi ablässt."(81) - "רות דבקה בה": "The Hebrew word that describes Ruth's clinging (davka) to Naomi is the same word used in Genesis 2:24 to describe the relationship of the man to the woman in marriage."(82) - "Mit 1 Kön 11,2 und Gen 34,3 finden sich zusätzlich Textstellen, wo hebr. דבקה ב eine sexuelle Konnotation in einem Verhältnis zwischen Mann und Frau(en) beinhaltet."(83)
1.Samuel 20,41: David und Jonathan "küssten einander und beide weinten miteinander."
2.Samuel 1,26: David über Jonathan: "Wunderbarer war für mich Deine Liebe als die Liebe der Frauen." Das Wort für
"wunderbar"(נפלאתה) enthält das Wort פלא, das ein
Wunder Gottes bezeichnet. David schätzt seine homosexuelle Seite so wert, dass er sie als ein Wunder des Schöpfers bezeichnen kann.
"Deutlicher, sollte man meinen, kann eine Liebeserklärung nicht sein. Schon gar nicht in einem biblischen Buch"(84)
"Der Dichter wählt ein homosexuelles Bild für Davids Freundschaft. ... Wenn wir schwule Paare segnen, kann das Bibelwort von David und Jonathan eine Lesung sein."(85)
The "specific comparison that David makes between Jonathan's 'love' and 'the love of women' ... is somewhat unusual even within the framework of those ancient Near Eastern
political 'love' relations to which biblical scholars frequently appeal."(86)
"Und dennoch wurde diese Liebe wegdiskutiert, relativiert und ins Abseits gedrängt. ... Die heteronormativen Standards ließen nichts anderes zu."(87)
"Es könnte also sein, daß David ... auch eine Männerfreundschaft gepflegt hat. Sie wäre in der Tradition anerkannt gewesen und hätte ihre Spuren unverwischbar in den Erzählungen
hinterlassen. Dann aber müßte die .. Ächtung der männlichen Homosexualität eine Späterscheinung, d.h. ein Charakterzug der frühjüdischen Gemeinde sein."(88)
"Diejenigen, die für die gesellschaftliche und kirchliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften eintreten ..., können in der Geschichte von David und Jonathan die
Schwierigkeiten wiederfinden, denen sich solche innigen Freundschaften in einer heterosexuell und macht-orientierten Gesellschaft gegenübersehen."(89)
Im Jahr 2021 schreibt der katholische Theologieprofessor Simone Paganini: "(2.Sam 1,26) Dass diese
offensichtlich homosexuelle Beziehung zwischen David und dem Königssohn in der Geschichte der Textauslegung grundsätzlich als ... über alle Erotik erhabene Männerfreundschaft
dargestellt wurde und wird, zeigt, wie sehr Homosexualität innerhalb von Kirche und Gesellschaft noch immer tabuisiert wird".(90) "vielmehr scheint es, als fände die zärtliche Zweisamkeit von David und Jonatan volle Zustimmung im biblischen Text."(901)
Professor Paganini fasst zusammen: "Gleichgeschlechtliche Liebe, Partnerschaft, Zärtlichkeit und Erotik werden in keiner der alttestamentlichen Schriften verboten und bei genauerem Hinsehen nicht einmal problematisiert."(92)
"Nur am Rande und spärlich verteilt auf ein rundes Jahrhundert nachösterlicher Geschichte kommt die urchristliche Literatur - begrenzt auf heidenchristliche Gemeinden ... auf das Thema zu sprechen."(93)
Wenn 1.Tim 1,10 und 1.Kor 6,9 überhaupt von Homosexualität sprechen, dann kritisieren sie nicht grundsätzlich Homosexualität, sondern nehmen auf diese spezielle Form Bezug: "arsenokoitai" (ἀρσενοκοῖται (derjenige, der sich Sex aufgrund von Geld oder Macht nimmt) der aktive Beherrschende; malakoi (μαλακοὶ) (Weichlinge/männliche Prostituierte): der passive Unterworfene.(94) "Es geht hier um Prostitution mit festgelegten Rollen. Höchstwahrscheinlich mit promiskuitiven heterosexuell verheirateten Männern im aktiven Part."(95)
Das stärkste Gegenargument christlicher Homo-Gegner ist Röm 1,26-27. Das lässt sich auch nicht voll widerlegen und entspricht der Einsicht, dass Homosexualität auch kein modernes evangelisches Leitbild sein kann und nicht in der Schöpfung angelegt ist (Punkt 5). Trotzdem lässt auch diese Bibelstelle keinen anderen Schluss zu, als dass Paulus nur die in der Antike allein übliche Abhängigkeits-Homosexualität kannte. "den natürlichen Verkehr verlassen (μηταλάσσειν)" - diese Worte zeigen auch hier wieder, dass Homosexuelle, die Paulus kannte, den größeren Teil ihres Lebens heterosexuell lebten und meist verheiratet waren.(96) - "Dieser Vers hat überhaupt nicht die Intention, eine ethische Grundaussage über Homosexualität zu machen.
Stattdessen macht er eine deutliche Aussage über promiskuitive Lebensweisen."(97) (Grabe, 47)
- "V.27 ... Er setzt also voraus, daß sich homosexuell handelnde Menschen willentlich und wider besseres Wissen von der auch ihnen eigentümlichen Heterosexualität abwenden.
Nur unter dieser Voraussetzung kann er auch Schuldhaftigkeit homosexuellen Handelns annehmen."(98) -
"biblische Aussagen sprechen von homosexuellem Verhalten (Paulus in Röm 1,26: Verkehrung von homosexuellem Verhalten)."(99)
Es ist so, dass in der Römerbriefstelle hier "die paulinische Aussage 'keine permanente Präferenz desselben Geschlechts impliziert, wie sie der moderne Begriff der Homosexualität voraussetzt'"(100) So schreibt Stowers bei der Auslegung von Röm 1,26f: "'homosexuality' contains the very modern idea of 'sexuality', a stable disposition toward one of two sexes that is central to one's identity, psychology, and gender. ... evidence for anything like this is lacking from Greco-Roman antiquity."(101) Fredrickson schreibt: "Therefore, it is anachronistic and inappropriate to think that Paul condemns homosexuality as unnatural and praises heterosexuality as a reflection of the God-given order of things. ... The immediate problem is passion, not the gender of the persons having sex."(102) Es ist hier "die Aussage des Paulus nicht eigentlich an der Homosexualität interessiert.
Wäre eine Verurteilung solchen Verhaltens ... das Ziel, so müßte der Abschnitt in Röm 12-15 stehen."(103)
Selbst also Röm 1 wie alle anderen Bibelstellen, die sich kritisch zu homosexuellem Sex äußern, kennen und meinen nicht die homosexuelle
Persönlichkeitsprägungen, wie sie sich seit ca 200 Jahren entfalten können.
Michael Theobald, katholischer Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen, stellt zusammenfassend fest: "Gibt es aber nach den heutigen Humanwissenschaften dauerhafte gleichgeschlechtliche Orientierungen oder Veranlagungen ..., fallen die paulinischen Texte für eine ernsthafte theologische Anthropologie ... als Argumentationsinstanz aus. Mit Stegemann ... gilt, dass eine Lektüre der biblischen Texte am hermeneutischen Leitfaden dessen, was wir heute unter 'Homosexualität verstehen, anachronistisch ist."(104)
Galater 3,28: "Gal 3,28 spielt in Diskursen über Sex und Gender immer eine zentrale Rolle: … Die Interpretationen reichen von einer Negation der Bedeutung von Geschlechtsidentität im eschatologischen Sein über die Vorstellung einer
androgynen Existenz bis hin zum Postulat eines dritten Geschlechts."(105)
"Dass Jesus Trans*Menschen liebt, spiegelt sich auch beim Apostel Paulus wieder:
Nachdem er die voraussetzungs- und bedingungslose Liebe Gottes im Glauben an Jesus Christus festgehalten hat,
erklärt er in Galater 3 ...: Hier ist weder Mann noch Frau. Vor Gottes liebenden Augen haben trennende
Gendergrenzen keinen Bestand. Gott liebt demnach auch transidente Menschen in
gleicher Weise wie andere Frauen und Männer".(106)
Es gibt keine einzige Bibelstelle von Jesus, in der er Homosexualität oder queere Menschen verurteilt.
Mt 19,12a: "eisin gar eunuchoi hoitines ek koilias mätros egenäthäsan hutos." (εỉσὶν γὰρ εὐνοῦχοι ὅιτινες ἐκ κοιλίας μητρὸς ἐγενήθησαν οὕτος): "Denn es gibt Eunuchen, die vom Mutterleib an so geboren wurden."
Zunächst haben wir es bei diesem Satz mit einem "wahrscheinlich auf Jesus selbst zurückgehenden Wort"(107) zu tun. Auch Braun vermutet, dass es "von Jesus selbst stammt."(108) Mehrheitlich gilt in der Exegese dieses Verses: "most scholars consider it original to Jesus because of ... the semitic structure of the declaration, and the novelty of the proposal."(109) Wolff unterstreicht seine Aussagen, es sei "die Annahme eines jesuanischen Ursprungs de5 Logions gerechtfertigt"(110), in Anmerkung 29 mit einer Aufzählung mehrerer Exegeten, die dieselbe Ansicht vertreten.(111)
Die exegetische Diskussion geht darum, wer diese "eunuchoi .. ek koilias mätros" "εὐνοῦχοι .. ἐκ κοιλίας μητρὸς" sind. Im Rückgriff auf rabbinische Parallelen übersetzt Grundmann mit "zum Geschlechtsleben Unfähige"(112). Ebenso sagt McNeill, "the term "eunuch" in the New Testament is used … also in a symbolic sense for all those who for various reasons do not marry and bear children."(113).
Wegen des antiken Sprachgebrauchs der Wendung "geborene Eunuchen" gibt es gute Gründe, sie als Homosexuelle anzusehen. Mark Brustman hat gründlich die antiken Quellen
durchforscht, viele Belege für diese Deutung gefunden und die Ergebnisse mit dem Titel
"Thesis: Eunuchs are Gay Men"(114) ins Internet gestellt.
Zum Beispiel zitiert Clemens von Alexandrien in Stromata III,1,1 eine sehr frühe Auslegung dieses Verses aus der Mitte des 2. nachchristlichen Jahrhundert (wohl von Basilides), die "Eunuch" hier als Beschreibung der sexuellen, natürlich-anlagebedingten Orientierung ("eine natürliche Abneigung gegen die Frau von Geburt an") versteht und sehr queer-modern von unterschiedlichen (natürlich-anlagebedingten) geschlechtlichen Eigenschafts-Mischungen in jeder Persönlichkeit ausgeht, z.B. hier der Mischung des körperlich-männlichen Geschlechts mit dem Genderverhalten der Abneigung gegenüber Frauen:
"Ὲξηγοῦνται δὲ τὸ ῥηὸτν ᾧδέ πως φυσικήν τινες ἔχουσι πρὸς γυναῖκα ἀποστροφὴν ἐκ γενετῆς, οἵτινες τῇ φυσικῇ ταύτῃ συνκράσει χρὠμενοι καλῶς ποιοῦσι μὴ γαμοῦντες."(115)
(Übersetzung: "Sie legen den Vers etwa so aus: Manche haben von Geburt an (ἐκ γενετῆς)
eine natürliche Abneigung gegen die Frau
(φυσικήν ... πρὸς γυναῖκα ἀποστροφὴν). Diejenigen, die mit dieser natürlichen (Eigenschafts-)Mischung behaftet sind (τῇ φυσικῇ ταύτῃ συνκράσει χρὠμενοι), tun
gut daran, nicht (heterosexuell) zu heiraten."(καλῶς ποιοῦσι μὴ γαμοῦντες)) "The ancient stereotype of "natural" or "born" eunuchs sounds hauntingly like
the modern stereotype of gay men as effeminate sissy-boys"(116).
So kann also Jesu Aussage in Mt 19,12a gut begründet auf Homosexuelle bezogen werden:
"'the eunuch was persona non grata both socially and religiously"(117)
"In Matthew 19:10-12, Jesus acknowledges three different types of sexual minorities. Jesus acknowledges that some people are sexual minorities from birth."(118) "Jesus is not here talking about men with genital deformities. The only realistic conclusion is that he is talking abou8 perfectly normal men with a sexual orientation that is not heterosexual. Prima facie Jesus seems to be acknowledging that homosexuals are an international part of God's creation and they are born that way."(119)
A "study of ancient perspectives on eunuchs reveals a ...'third type of human' embodying ... sexual transgression. ... Mt. 19.12 is the explicit rejection of the heterosexist binary paradigm for understanding the role and importance of sex, sexuality and sexed identity in the 'kingdom of heaven'."(120)
"No matter how You view it, the figure of the eunuch as both a physical body and a social identity radically undermines the foundational assumptions used to reinforce the conservative heterosexist reading of the Bible, precisely because this body and this social identity threatens the sacred boundaries between male and female. The kingdom of heaven resides in between, ...in the ... figure of sex-gender transgression. ... "(121) (Siehe auch oben die Auslegung zu Genesis 1,27.) "The implications ... are quite radical, because the logion is suggesting that sex-gender transgression is a biblically sanctioned identity practice."(122) "The eunuch is a figure that not only violates the heterosexual binary dualism, but cannot participate in it at all. ... In the saying of Mt 19.12 there is absolutely no suggestion that to be a eunuch is to be someone who is in any way in need of 'fixing', 'healing' or 'reintegrating' into society. Jesus heals the blind, the paralyzed, the possessed, ... even the dead ... Instead, the eunuch is held up as the model to follow."(123) - "Jesus' response presents a figure that is 'third gender,".., the eunuch, ... persons in borderland"(124). "Jesus chose a picture that violated masculine identity. And even more controversial, this 'unmanly' image was directly identified with 'the Kingdom of heaven.'"(125) "- "The eunuch saying in Matthew 19:12 ... represented a different type of place, breaking with the organisation of space into male and female ... In modern categories we might speak of this as queer place, i.e., twisting the categories".(126) - "The eunuch breaks with the masculine role ... Therefore ... the household in the kingdom has been 'queered'."(127) - The "eunuchs are proto-queers"(128).
"Mt 19,12 ... lässt sich diese biblische Einsicht im Grunsatz auf Menschen mit einer homosexuellen Orientierung übertragen."(129)
"The implication of his statement is profound - God created gay people the way they are! Jesus says so. … He speaks no word of condemnation. Rather he lists people born gay alongside another honored class (eunuchs for the kingdom)".(130) -
"The first category - those eunuchs who have been so from birth - is the closest description we have in the Bibel of what we understand today as homosexual."(131). "this refers to those whom we call homosexual. ... In effect, Jesus in this saying about eunuchs has not only entered queer space, but has 'queered' the discussion of marriage."(132) - "to use the eunuch figure was to employ a metaphor that infracted masculine identity. .. This renders a 'queer Jesus', where queer means protest against fixed categories ... . 'Jesus was an ascetic who transgressed the boundaries of what it meant to be male in first-century Palestine. Moreover, he introduced that transgression as chracteristic of the kingdom'"(133) - A "truly queer God, who prefers the needs of the poor and marginal".(134)
Dies würde bedeuten, dass Jesus dann sehr neutral von Homosexuellen spricht und Homosexualität im Sinne einer anlagemäßigen -
von Mutterleib an - Persönlichkeitsprägung beurteilt.
Mt 5,22: "hos d'an ejpä to adelpho autu: "raka" (ῥακά) - enochus estei to sunedrio." (ὃς δ’ ἂν εἴπῃ τῷ ἀδελφῷ αὐτοῦ· ῥακά, ἔνοχος ἔσται τῷ συνεδρίῳ):
Wer zu seinem Bruder sagt: 'Rak(ch)a', wird dem (Spruch des) Hohen Gericht verfallen sein."
Beim griechisch geschriebenen, aber nichtgriechischen Wort ῥακά ("raka") muss es sich um eine direkte Übertragung aus dem aramäischen Wortschatz Jesu handeln.
Oft wird es von "rekah" ("leer" - "Hohlkopf") abgeleitet. Dann wäre es aber im Griechischen auch "reka" geschrieben worden. Wahrscheinlicher ist aber, dass es vom
aramäisch-hebräischen "rach" (רך) ("weich") herstammt. Dafür spricht auch, dass sich in wichtigen Handschriften
(immerhin die Urschrift des Codex Sinaiticus und Codex Bezae (135)) statt "raka" das Wort "racha" (ραχα) findet.
"ραχα ... ist augenscheinlich die 'schwerere' Lesart".(136)
"racha" ist dann die weibliche Form "Weiche".(137) "One intriguing possibility is ... actually the Hebrew rakha (soft),
and carries connotations of effeminacy and weakness."(138) Die Wortbedeutung beinhaltet:
"'passive-effeminate male homosexual'"(139) Es wird weiterhin als Adjektiv eines Mannes verwendet, um seine Homosexualität verächtlich zu machen, ähnlich wie die Benennung "malakoi" (μαλακοὶ) in 1.Kor 6,9 (S.o. Kap.8.2.) oder heutige Schimpfworte "Schwuchtel" oder "Faggot". "there is a New Testament passage, that may indeed throw light on Jesus' view of same-sex behaviour. ... Textual scholarship has suggested that raca comes from a Semitic root word ... that is also related to the Hebrew rakh, meaning 'soft' (used in modern Hebrew to mean 'gay')."
(140) - "it is actually a transliteration of the Aramaic rakkah ..., which means 'to be tender; weak; soft.' ...
we now have the only words recorded as spoken by Jesus on the subject of homosexuality - anyone who ridicules them is condemned by Jesus'
own words."(141)
Dasselbe trifft auf den 2.Teil von Mt 5,22 zu: ὃς δ’ ἂν εἴπῃ·μωρέ , ἔνοχος ἔσται ἐις τῂν γέενναν του πυρός:
"Wer zu seinem Bruder sagt: 'More' , der ist des höllischen Feuers schuldig." Hier ist das Schimpfwort das griechische Wort 'Moros', das bedeutet: närrisch, albern, kindisch.
Auch hier sucht man natürlich im Mund Jesu "die aramäische Übersetzung ... das Wort ללא - lella. ... 'Lella' heißt
'Kindermädchen'. ... Das bedeutet so viel wie: 'Du bist ein absoluter Weichling ...'."(142) Auch hier haben wieder ein Wort,
das auch verwendet wurde, um Homosexuelle als verweichtlicht-feminin zu beschimpfen.
Dass Jesus Christus hier den Gebrauch dieser Schimpfworte derartig scharf verurteilt, bedeutet, dass er (praktizierende) Homosexuelle vor diskriminierender Beschimpfung in Schutz
nimmt, gleichzeitig ihre sexuelle Praxis nicht kritisiert, sondern diejenigen, die diskriminieren, und ihnen schwere Strafen androht.
Eine queere Theologie wird im Rahmen der altkirchlichen theologischen Topoi sich strikt gegen eine monarchische Trinität wehren, die die Selbstständigkeit der
menschlichen Natur der menschgewordenen, zweiten trinitarischen Person und damit die zum Menschsein gehörende sexuelle Vielfalt unterbewertet und nicht die volle Anerkennung zugesteht.
Dementsprechend wird sie christologisch sich gegen eine die Selbstständigkeit und die "Unvermischtheit" der menschlichen Natur Jesu Christi gegenüber der göttlichen Natur
missachtende (appolinarische) Theologie wehren, die wiederum der zur menschlichen Natur gehörenden sexuellen Vielfalt nicht die volle Anerkennung zugestehen würde.
In diesem Zusammenhang ist die christologische Kenosis ("Entleerung" von der göttlichen Natur) während des irdischen Wirkens Jesu, die der menschlichen Natur
(mit ihrer sexuellen Vielfalt/Diversity statt scheinheiliger sexueller Homogenität) volle Anerkennung zukommen lässt, für die queere Theologie sehr wichtig: "What sort of
discoveries can be expected from ... this Queer kenosis of God? ... a God in dialogue with amorous relationships, .. from other sexually transgressive
epistemologies."(143) - S.143 "The whole issue of the kenosis of God ...is fundamental for a theology
struggling with homogeneity."(144)
Umgekehrt verwundert es dann nicht sehr, dass die orthodoxe Theologie mit einer monarchisch-theologischen und apollinarisch-christologischen Schlagseite eine so stark
homophobe Ethik vertritt.
Mk 10,7: Nicht nur sagt diese Stelle in Mk 10,6//Mt 19,4, dass der Mensch nicht als Mann und Frau, sondern männlich und weiblich geschaffen wurde (siehe oben zu 1.Mose 1,27b), sondern in Mk 10,7//Mt 19,5 lesen wir auch geschlechtsneutral, dass der Mensch (άνθροπος, nicht der Mann) seinen Vater und seine Mutter bei der Begründung einer Partnerschaft verlassen wird. Den Zusatz "und wird an seiner Frau hängen" finden wir nur in Mt 19,5, in Mk 10,7 dagegen fehlt dieser Zusatz bei den besten Handschriften, z.B. Sinaiticus und Vaticanus (145), schlechtere Handschriften enthalten diesen Zusatz (και προσκολληθησεται προς την γυναικα αυτου), der ein nachträglicher Eintrag vom Matthäus-Evangelium her sein dürfte.Da das Matthäus-Evangelium das jüngere Evangelium ist und Markus als das ältere Evangelium zur Grundlage hat, dürfte die kürzere Markusfassung die Worte Jesu wiedergeben, die dann nicht auf eine heterosexuelle Ehe beschränkt sind, sondern zur Begründung jeder Form von Beziehung passen.
(Lk 17,34)
Schon 1963 schrieb Hans-Joachim Schoeps: "Nein, das angeblich in der Bibel ausgesprochene göttliche Verbot der Homosexualität ist ein Mythos - und zwar ein falscher. Schon im frühen Christentum hat es Stimmen gegeben, die es anders und besser gewußt haben."(146)
Im Jahr 2021 schreibt der katholische Theologieprofesssor Simone Paganini: "Bibel ... ihre Texte wurden über Jahrhunderte hinweg von homophoben Denkern dazu missbraucht, eine vermeintlich göttliche Missgunst gegenüber gleichgeschlechtlich liebenden und lebenden Menschen zu verwenden. ... Homosexualtiät, so scheint es, wird in der Bibel nicht thematisiert oder problematisiert, sie wird schlicht und ergreifend gelebt."(147)
Im Jahr 2022 setzt sich der katholische Pfarrer Wolfgang F. Rothe in seinem Buch "Gewollt. Geliebt. Gesegnet. Queers-Sein in der katholischen Kirche" mit deren Katechismus auseinander, auch mit der „Behauptung, in der Heiligen Schrift würde Homosexualität ‚als schlimme Abirrung bezeichnet‘. In den einschlägigen Bibelstellen ist zwar von gleichgeschlechtlichem Sex die Rede, insbesondere von Prostitution und sexuellem Missbrauch, nicht aber von homosexueller Orientierung, homosexueller Liebe und homosexueller Partnerschaft.“(148)
Auch muss die Kulturgeschichte fragen, was diese Bibelstellen genau bezeichnen und ob sie die heutigen Homosexuellen meinen. Das kann man - wissenschaftlich - fast eindeutig für alle entsprechenden Bibelstellen mit "Nein" beantworten. Dass ein Mensch eine eindeutige sexuelle Veranlagung und Prägung, z.B. eine homosexuelle Persönlichkeit, hat (auch abweichende Hetero-Vorlieben), kam erst mit der Aufklärung (Anfänge in der Renaissance) (und ihrer - wie ich meine - sehr wohl christlichen Achtung der Einzelpersönlichkeit) in den Blick, genauso auch die romantische Liebe, die auf dem persönlichen Verliebtsein beruht. Vorher war die Ehe eine Zweckgemeinschaft, um z.B. den Hof zu bewirtschaften, das Königreich zu leiten usw. Dass individuelle Liebe dazu kam, war selten und wenn ja - ein seltener Glücksfall. Also: Alle ablehnenden Bibeltexte sehen Homosexualität als -sündige - Einzelentscheidung, die nichts mit der Gesamtpersönlichkeit des Menschen oder seiner Liebe zu tun hat und die er auch lassen könnte.
"Die in unserer Zeit gebrauchten Wörter 'Homosexualität' und 'homosexuell' sind eben moderne Begriffe und damit der Bibel und ihrem kulturellen Umfeld fremd."(149)
"Die Möglichkeit einer sexuellen Disposition, die Menschen nicht selbst zu verantworten haben, und ein verantwortlicher Umgang mit dieser Disposition in einer partnerschaftlichen
Beziehung liegen nicht im Horizont der biblischen Schriften."(150)
"Zusammenfassend lässt sich festhalten: Das Alte und das Neue Testament und die altorientalische Welt kennen keine Homosexualität im modernen Sinn als ein
partnerschaftliches, verlässliches Zusammenleben zweier gleichgeschlechtlicher Menschen. Es kann diese somit auch nicht verurteilen."(151)
Der Horizont biblischer Schriften findet sich dagegen eher hier: "Bestimmte sexuelle Aktivitäten sind Eigenschaften von Völkern, weltanschaulichen Gruppierungen.
Die eigene Gruppe kann sich geradezu über die Abgrenzung von 'sexuell devianten' Kulturkreisen konstituieren ..., nicht so zu sein wie 'die anderen'."(152)
"Von hier aus erweist sich die Anwendung der biblischen Stellen, die homosexuelle Praxis verbieten, auf irreversibel homosexuell Veranlagte, die in einer nach dem Liebesgebot gestalteten Beziehung leben, als liebeswidrig. ... ist es strikt zu verneinen, daß eine nach eheanalogen Maßstäben gelebte homosexuelle Beziehung Gottes Willen widerspricht: Das Gegenteil ist m.e. der Fall!" (153)
Der emanzipierte katholische Theologe und Psychotherapeut Dr. Wunibald Müller fasst den exegetischen Befund gut zusammen: "Keine Aussage findet man in der Bibel über eine ganzheitliche homosexuelle Beziehung. Man würde die Möglichkeiten der Bibel überfordern und auch ihrer eigentlichen Bedeutung nicht gerecht werden, wollte man aus den wenigen, zum Teil sehr vagen Aussagen der Bibel über Homosexualität und homosexuelles Verhalten eine Stellungnahme zu einem so komplizierten und sehr differenziert zu behandelnden Phänomen herauslesen, wie homosexuelle Orientierung oder homosexuelle Liebe, wie sie in einer ganzheitlich gelebten homosexuellen Beziehung zum Ausdruck kommen kann."(154)Auch muss der gesamt-emanzipatorische Ansatz des Neuen Testamentes gesehen werden: "Why can these people for whom a homosexual orientation is natural not express themselves sexually in the same way we ask for heterosexual people? Informing the stance that calls for dropping such discrimination against homosexuals are values ... of the same biblical principles which have revised other forms of discrimination."(157)
Eine angehende Lehrerin wechselt ihr Studienfach "Katholische Religionslehre": "Der Grund: Der Theologie-Professor hatte in einer Vorlesung Homosexualität als böse bezeichnet. Das Kindern beizubringen, könne sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren."(158)
"Kardinal Hume fordert, dass die Kirche homosexuelle Frauen und Männer nicht nur als vollwertige Menschen anerkennt, sondern in ihren aufrichtigen Liebesbeziehungen auch
eine Liebe zu akzeptieren bereit ist, die das göttliche Konzept zwischenmenschlichen Zusammenseins anreichert und zur höchsten Blüte führen kann. 'Eine Pathologisierung dieser Liebe
ist durch keine Hl.Schrift gerechtfertigt.'"(159)
Dazu veröffentlichte der katholische Priester und Vatikan-Professor Krzysztof Charamsa nach seinem Outing im Oktober 2015 ein 10-Punkte-Manifest - mit der 7.These: "Revision der
Interpretation der biblischen Texte zur Homosexualität".(160)
Es ist in der Tat nur schwer nachvollziehbar, wie ein Christ, der aus dem Geist der Liebe Jesu lebt (selbst dann, wenn er überzeugt ist, dass Homosexualität Sünde ist), Zeit dafür verwendet/verschwendet, homosexuellen Paaren, die in ihrer Liebe friedlich gegenüber anderen sind und so glücklich wie niemals zuvor, in keiner Weise leiden und sich gegenseitig bereichern und beglücken, zu erzählen, dass sie durch ihre Beziehung Sünder sind; und dies zu tun angesichts einer Welt voll Hass, Terror, Krieg, Gewalt, Vertreibung, Hunger, Folter und Qual von Menschen durch Menschen. Es müsste doch jedem aus dem Heiligen Geist lebenden Christen deutlich werden, dass diese zuletzt genannten Beispiele von Not der größte und eigentliche Verstoß gegen Gottes Willen ist, weil es dort Opfer und Täter gibt und dass ein Christ in dieser gefallenen, sündigen Welt ein Leben lang genug zu tun hat, diese Sünde und dieses Leid zurückzudrängen und leidenden Menschen daraus zu helfen.
Der Mangel der paradiesischen Vollkommenheit, ohne dass dadurch andere geschädigt werden, kann nicht automatisch Verzicht bedeuten, sondern Christen müssen dabei versuchen, einen für den Menschen bestmöglichen Weg zu finden. Zwar ist zum Beispiel Kurzsichtigkeit nicht paradiesisch und nicht Leitbild für Gesundheit, trotzdem leben auch wir als Christen in ganz normaler Weise mit Kurzsichtigen zusammen, ohne ihre Kurzsichtigkeit zu problematisieren oder "zu verbieten". "Auf kirchlicher Seite gilt es alles zu vermeiden, was es homosexuellen Menschen erschwert, zu ihren homosexuellen Gefühlen zu stehen."(161) - Es wird "eine Gesellschaft und eine Kirche, die homosexuell veranlagte Menschen ausgrenzt und ihnen dadurch die Möglichkeit zu einer verbindlichen und verantworteten Lebensgemeinschaft verweigert, an diesen Menschen und ihrer Würde vor Gott schuldig".(162) - "Aufgabe von Seelsorge und Spiritualität kann es sein, homosexuellen Menschen zu helfen, zu einer klaren Bejahung ihrer homosexuellen Gefühle zu finden."(163)
Zur Frühjahrsvollversammlung 2018 der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gab die "KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche" eine Presse-Erklärung mit dem Titel "Bischöfe dürfen homosexuellen Menschen und Paaren den Segen nicht verweigern" heraus. Manfred Belok, katholischer Theologieprofessor aus Chur/Schweiz, schreibt 2021: "Ein theologisch wertschätzender Blick auf lesbische Frauen und schwule Männer sowie auf homosexuelle Paare und ihren Wunsch, miteinander eine Ehe eingehen zu können, ermöglicht es meines Erachtens auch - in Würdigung der Beziehungsqualität in diesen Beziehungen -, diese genauso wie die Ehe von heterosexuellen Paaren als Zeichen der Nähe Gottes, als Sakrament zu deuten."(164) Julia Knop, katholische Theologieprofessorin an der Universität Erfurt, schreibt 2021: "Wenn aber diverse sexuelle Identitäten und Orientierungen als ursprünglich (an-)erkannt werden, also ... wissenschaftlich als 'Normvarianten' menschlicher Geschlechtlichkeit beschrieben werden ..., bedeutet das in theologischer Sprache nichts anderes, als dass es sich um 'Schöpfungsvarianten' handelt: ... Es ist gott-gesegnet. Diesen Segen Gottes weiterzusagen, ... ist Aufgabe der Kirche."(165)
Im zur katholisch-queeren “Out In Church“-Kampagne vom Frühjahr 2022 erschienenen Buch wird festgestellt: Es gibt
in der katholischen Kirche zwar "weiterhin die Stimmen, die sich gegen eine '... Neubewertung der Homosexualität', wie sie einer der beiden sogenannten Handlungstexte dem Papst
empfiehlt, sperren. Der entsprechende Handlungstext stellt fest, dass … Segensfeiern für homosexuelle Menschen (ebenso wie für geschieden wiederverheiratete Menschen) nicht
nur zu ermöglichen, sondern voll zu bejahen"(166) seien.
Im Rahmen der darauf bezogenen ARD-Dokumentation 2022 „Wie Gott uns schuf. Coming out in der katholischen Kirche“ schreibt Marie Kortenbusch: "Ein Heilungsweg unter der großen
Überschrift ‚Ich darf so sein‘. Wie ich wurde, wie ich bin. Wie Gott* mich schuf. So entstand dieses Buch. Zunächst aus Begegnung mit Menschen. Dann aus der Stille, aus
meinem Lebensgespräch mit Gott*." (Kortenbusch, Marie: Wie Gott mich schuf. katholisch queer#OutInChurch, Ostfildern 2023, S.13)
Unter dem Titel "Queer in Church" schreiben Lammers und Diefenbach: "Was für ein Privilig ist es allein schon, über Queer-Sein in der katholischen Kirche überhaupt etwas veröffentlichen zu können! In früheren Zeiten hier, aber
in anderen Ländern auch gegenwärtig war und ist dies nicht möglich. Unsere Hoffnung ist, ... dass viele andere queere Menschen ... gehört und wertgeschätzt werden."
(Lammers, Norbert/Diefenbach, Stefan: Queer in Church. Wie ich mir eine divers-bejahende Kirche wünsche, (Franziskanische Akzente) Würzburg 2023, S.9)
Der katholische Münchner Innenstadtpfarrer Rainer Maria Schießler schreibt in seinem 2016 erschienen Buch "Himmel, Herrgott, Sakrament": "wenn ein Schwuler oder eine Lesbe - oder gleichgeschlechtliche Paare - ... zu mir kommen ... Weil sie gläubig sind. Soll ich denen etwa vorwerfen: 'Du lebst in Sünde' - so darfst du einen anderen Menschen nicht lieben oder mit ihm Sex haben. Und sie dann abweisen? Rein rhetorische Frage: Hätte Jesus das etwa getan?" (Schießler, Rainer M.: Himmel, Herrgott, Sakrament, 16. Aufl. München 2016, 190) Und in einem weiteren, 2018 erschienenen Buch schreibt er: "Das war eine der besten Ehen, die ich durch all die Jahre begleitet habe. Von so einer innigen Partnerschaft kann so manche .. heterosexuelle Ehe nur träumen."(167) ... "Und ich erlebe viele homosexuelle Partnerschaften, die für ihre Umgebung ein Segen sind ... Ich habe auch Silvia und Caro anlässlich ihrer standesamtlichen Trauung gesegnet."(168)
Sehr schlecht überlegt sind Behauptungen, Toleranz gegenüber Homosexualität könne nicht christlich sein, weil sie dem Zeitgeist entspreche.
So wirft der damalige Kölner Kardinal Meisner im Jahr 2013 der Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland "Zwischen Autonomie und
Angewiesenheit"(169), die queer- und homofreundlich ist (170), vor, sie
sei „von Anfang an inspiriert vom Zeitgeist und nicht vom Heiligen Geist und nicht vom Evangelium”.(171)
Diese Art der Argumentation würde bedeuten, dass christliche Ethik immer das Gegenteil vom Zeitgeist (also der gerade herrschenden Mehrheitsmeinung) vertreten müsse.
Tatsächlich ist christliche Ethik vollkommen unabhängig vom Zeitgeist und geht mal mit ihm und mal gegen ihn. Maßstab christlicher Ethik ist allein die Liebe Jesu.
Was der Zeitgeist sagt, ist bei dieser Beurteilung vollkommen unerheblich, weder zu prüfen noch zu beachten, weder zu kopieren noch zu negieren.
In Wirklichkeit hat sich ein großer Teil der Christenheit fast 2000 Jahre vom Zeitgeist abhängig gemacht und das Liebesgebot Jesu nicht beachtet, indem Sklaverei und Apartheid
hingenommen wurde und Frauen benachteiligt wurden. Als "der Zeitgeist" hier befreiende Gedanken hervorbrachte, haben Kirchen sich mehr oder weniger schnell auch gegen die Sklaverei
und für die Gleichberechtigung der Frauen eingesetzt. Dies war zutiefst christlich. Faktisch lief diese Veränderung parallel zum Zeitgeist. Genauso muss homophoben Christen vorgeworfen
werden, dass sie fast 2000 Jahre wie der Zeitgeist homophob waren und damit ethisch verwerflich und unmoralisch handelten, nicht die Liebe Jesu geachtet haben und es auf dieser Basis
fast 2000 Jahre versäumten, gegen diesen homophoben Zeitgeist anzukämpfen. Pfarrer Klaus Douglass schreibt: "Auch die Apartheid in Südafrika wurde - ebenso wie die Sklaverei -
seinerzeit 'biblisch' begründet ... . Aber das Urteil der Geschichte ist über diese Art von Bibelauslegung hinweggegangen. Heute zweifelt kaum ein Mensch mehr daran, wer sich hier
versündigt hat und wer nicht. Ähnlich wird eines Tages das Urteil der Geschichte über den Umgang heterosexueller Christen mit
Homosexuellen lauten."(172)
Die immer schon in der Liebe Jesu fundierte Akzeptanz von Homosexualität wird heute von vielen Christen vertreten. Weil sich dies parallel zum Zeitgeist entwickelt, ist es nicht
weniger und auch nicht mehr wahr. Aber diese Akzeptanz hätte aus christlich-ethischer Sicht schon immer vertreten werden müssen, auch als es dem Zeitgeist heftigst widersprach.
Auch in früheren Generationen gab es Christen, die unabhängig vom homophoben Zeitgeist dachten. Selbst aus dem Mund des evangelikalen Theologieprofessors Adolf Köberle hört man schon im Jahr 1963: "Es geht nicht an, die heterosexuellen Ausschweifungen etwa in der Karnevalszeit als 'notwendiges Ventil' mit höchster Milde zu tolerieren, während man die homosexuellen Anwandlungen als verabscheuungswürdigen Aussatz verurteilt."(173) Weit mehr als diese abgeschwächte Homophobie ist ein anderer evangelischer Christ dieser Generation zu nennen: Gustav Heinemann. Er war Präses der EKD und langjähriges Mitglied des Rates der EKD. Zum Jahresende 1966 übernahm er als erster SPD-Politiker das Justizministerium. Gut 2 Jahre hatte er für die große Strafrechtsreform Zeit, bei der ihm auch die Abschaffung des § 175 wichtig war, obwohl es selbst dafür damals noch in Gesellschaft und Politik Gegenwind gab: "Heinemann kam es darauf an, Homosexuellen, wie überhaupt 'alle Menschen, deren Anderssein keinen verderblichen Einfluss auf die Gesellschaft hat, ... vom Stigma des Verfemten' zu befreien."(174) Es war Heinemann, "der durch seinen eigenen unermüdlichen Arbeitseinsatz seine Mitarbeiter im Ministerium zu gesteigerten Anstrengungen animierte"(175), damit nicht durch eine - damals durchaus mögliche - konservative Regierung nach der Wahl 1969 das unvollendete Emanzipationsprojekt beendet und zerstört werden konnte.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm schreibt im Grußwort zum EKD-Materialheft von
2016 „'Hier ist nicht Mann noch Frau'
Recht auf Gleichbehandlung ungeachtet sexueller Orientierung und Identität" : "Die EKD gibt daher wieder Gottesdienstmaterialien heraus, die Hintergrundwissen,
Predigtanregungen, Lieder und liturgische Bausteine zu einem
Menschenrechtsthema bieten. In diesem Jahr stehen im Fokus des Materialheftes Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität angefeindet werden.
In Deutschland gibt es mittlerweile viele Menschen, die keine Angst haben, über ihre sexuelle Orientierung zu sprechen. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Und doch sind wir
auch in unserem Land noch nicht bei einem vorurteilsfreien, unbefangenen Umgang miteinander angelangt. ... Unter den Flüchtlingen sind auch Menschen, die
selbst homophobe Vorurteile aus ihren Herkunftskulturen verinnerlicht haben. Ihnen in dieser Hinsicht die Errungenschaften unserer Freiheit zu vermitteln, ist eine wichtige Aufgabe."
"Zum 500. Jubiläum der Reformation sollte die evangelische Kirche einen Beitrag dazu leisten, dass Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher oder
sexueller Identität und Prägung ein Ende hat."(176)
"Es ist nicht die LSBTTIQ-Community, die sich wünscht, dass über sie geredet wird. Im Gegenteil, LSBTTIQ-Menschen wünschen sich, dass Kirche und Gesellschaft
damit aufhören, sie zum Dauerproblem zu machen."(177)
Siehe auch das Kapitel "Zum Bilde Gottes geschaffen – Vielfalt in Kirche, Diakonie und Bibel" eines 2023 erschienenen
Buches.(178)
2016 hatte der "Münchner Erzbischof und Vorsitzende(n) der deutschen Bischofskonferenz Marx .. nach dem Massaker in einem Homosexuellen-Club in Orlando gefordert,
die Kirche müsse sich dafür entschuldigen, dass sie Homosexuelle in der Vergangenheit an den Rand gedrängt habe."(179)
Auch durch das Orlando-Massaker bewegt, schrieb James Martin, Jesuit aus den USA, in seinem Buch: "LSBT-Menschen ... Man hat sie in ihren Gemeinden und in
ihrer Kirche oft spüren lassen, nicht willkommen zu sein, aber ihr überaus starker Glaube hat sie durchhalten lassen."(180)
In den letzten Jahren gab es auch bei einigen kleineren christlichen Kirchen einen erstaunlichen Wandel gegen den immer noch homophoben "Zeitgeist" ihres speziellen kirchlichen Milieus: 2014 sagte Pastor Peter Jörgensen, Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen am Sitz der Bundesregierung: "Viele Freikirchler verstünden sich nicht als Evangelikale, etwa im baptistischen Bereich, und teilten damit auch nicht deren kritische Haltung zur Homosexualität."(181) (Siehe auch oben Anmerkung 21.)
Schließlich kann bei einem angemessenen ethischen Urteil von Homosexualität nicht nur wie von einer Sache (ohne menschlich-seelische Dimension) geredet werden,
wie z.B. bei der Frage, ob Kaffee schädlich oder gesund ist. Weil viele christliche Homosexuelle - wie viele christliche Heterosexuelle - ihre Beziehung nicht in erster
Linie auf Sex aufbauen (und Sex im Alter manchmal ganz in den Hintergrund tritt), sondern auf einer tiefen menschlichen Verbundenheit mehr als mit jedem anderen Menschen, auf einem
Erleben des Partners als der größten Glücksquelle auf dieser (vergänglichen) Welt, auf Mitgefühl und Füreinanderdasein in Freude und Leid
(siehe oben Punkt 2) und weil diese Verbundenheit dem christlichen Liebesgebot entspricht und dabei niemand anderen schädigt, kann man als Christ daran nicht
vorbeigehen, dass hier vieles sehr Schöne und Positive gemäß den Lebensregeln Jesu geschieht, auch wenn die Form nicht dem paradiesischen Mehrheits-Ideal entspricht.
Hierzu noch einmal der schon oben (Kap. 3 und 7) zitierte freikirchliche Pfarrer Wolf Bruske: Es betrifft "Homosexualität ... bei Homosexuellen ...
nicht nur das sexuelle Verlangen .., sondern den ganzen Menschen. Homosexuelle sind nämlich nicht nur im Bett schwul oder lesbisch, sie sind es mit ihrer ganzen Persönlichkeit,
sie wären sonst nicht die Menschen, die sie sind."(182)
Hierzu noch einmal der schon zitierte (Kap.9) katholische Theologie-Professor Krzysztof Charamsa: "Meine Freude und meine Freiheit verdanke ich dem Mann, den ich liebe:
Eduard, mein Partner, konnte die besten Energien aus mir herausholen und Reste von Angst in die Stärke unserer Liebe umwandeln."(183)
Dazu schreibt Stephan Goertz, katholischer Professor für Moraltheologie an der Universität Mainz: "Zwischen Neigung oder Tendenz und dem konkreten Verhalten muss
dann nicht länger ein moralischer Trennstrich gezogen werden. Vor allem aber kann nun die Liebe von Homosexuellen positiv bewertet werden. Die moralische Abwertung von Liebe
ist die eigentliche Perversion, die einer christlichen Moral widerfahren kann."(184) -
"An homosexuellen Beziehungen (wieder) zu entdeckende schöpfungsgemäße Lebensverhältnisse werden genauso wie heterosexuelle Beziehungen zeigen, daß in versöhnter Endichkeit ...
keine Idealisierung irgendeiner sexuellen Beziehungsform erlaubt ist."(185)
Denn Jesus Christus förderte alles liebevolle Verhalten zwischen Menschen. Genau dass ist aber bei einer auf Dauer angelegten Homo-Beziehung gegeben.
Der katholische Transmann Jonas teilt uns mit: "Mein Verhältnis zur katholischen Kirche ... Es schmerzt mich sehr, dass die Kirche von lehramtlicher Seite meinen Weg nicht mitgeht. Mein
Taufzeugnis ist das einzige Dokument, in dem Namens- und Geschlechtseintrag für immer falsch bleiben. ... Vom Sakrament der Ehe bin ich ausgeschlossen ... Nach Auskunft eines Kirchenrechtlers
hätte ich keine Chance auf eine Anstellung im Kirchendienst - für mich als Theologen nicht nur schmerzlich, sondern auch existentiell ... Dem gegenüber stehen aber - ... Allen voran, dass
durch meine katholische Sozialisation ein Glaube in mir grundgelegt wurde, der trägt."(186)
"In Theologie und Kirche ist aber eine Erfahrung der Erfahrungslosigkeit mit Transidentität und vielen Formen des Andersseins unübersehbar ... Dass insbesondere die Systematische
Theologie erhebliches Potential zu einer nicht-sensationellen Würdigung von Andersheit hat, sollte .. aufgewiesen werden. ... Jedes andere theologische Votum verlöre vor dem
christlich-ethischen Anspruch des unbedingten Anspruchs des Anderen jede Legitimation."(187) - "Einerseits kommentiert das trinitarische
Gottesdenken mit seinen immanenten Strukturen der Achtung des Anderen das ontologische Denken, das nur im Einen das Wesentliche ausmachen konnte, so aber das Viele und Heterogene
disqualifizieren musste ... . Andererseits, an diese trinitätstheologische Beobachtung anknüpfend, ist die neuere Theologie sehr darum bemüht, Anerkennung von Andersheit als Paradigma
zu installieren ... und überwindet zunehmend Suppression gegen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt". (188) "Menschen mit
Varianten der Geschlechtsentwicklung sind keine Ausnahmen von einer Norm oder Regel ..., sondern Ausdruck der Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit von Gottes Schöpfung. ... Jeder
Versuch einer Normierung oder Regulierung von Geschlecht stellt deshalb ... eine menschliche Anmaßung dar, durch die Gottes autonomes Schöpferhandeln menschlicher
Definitionsmacht unterworfen wird."(189) "So wie die Scheidung ... von Tag und Nacht in der priesterschriftlichen Schöpfungserzählung ...
sich als kontinuierlicher Übergang von Tageslicht, Dämmerung und Dunkelheit erweist, kann auch der durch die Begriffe 'Mann' und 'Frau' bezeichnete Zusammenhang analog
dazu als Kontinuum gedacht werden. ... Die Berufung des Menschen zum Ebenbild Gottes ist also mit der Tatsache verbunden, dass das Gattungswesen Mensch 'männlich und weiblich'
geschaffen wurde, was einen Deutungsspielraum eröffnet".(190) Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau,
spricht davon, "dass wir grundlegende Prägungen der Menschen als etwas von Gott Gegebenes verstehen und dann auch transidenten Menschen sagen: So wie Du bist, bist Du von Gott
gewollt."(191)
Ein Beispiel für die Ermutigung, die der christliche Gottesglaube bei der Annahme des eigenen Andersseins geben kann, ist die
transsexuelle Australierin Sylvia: "'I took God seriously from day one. And that's been the driver for my transitioning.' ...
For Sylvia, it is a moral imperative to discover that essential queer self."(192) -
"Nachdem ich jahrzehntelang alles versucht habe, um meine Transidentität loszuwerden, … kapituliere ich vor Jesus Christus. Entweder lebe ich als Frau oder gar nicht mehr. Und
in diesem Moment … entscheide ich mich für das Leben. Es ist ein überwältigendes Weihnachtsgeschenk!“
(193)
Ein Pfarrer aus Württemberg schreibt: "Wir haben als
Eltern für unser Kind, das uns immer fremder geworden war, lange und innig gebetet. Schließlich war seine Transition selbst die uns
alles klärende Gebetserhörung."(194)
Der evangelisch-lutherische Pfarrer und Transmann Sebastian Wolfrum, der im Jahr 2017 in seiner Gemeinde Veitshöchheim sein Trans-Outing hatte, schreibt
in seinem Buch "Endlich. Ein transsexueller Pfarrer auf dem Weg zu sich selbst": "Nie war mir mein Leben so viel wert. Nie war es mir bis zum Sommer 2017 überhaupt
etwas wert."(195) -
"Halt waren und sind mir viele Erzählungen aus der Bibel von Menschen, die Umwege gehen mussten".(196) -
"Segen ... begleitete mich durch die ganze Transition durch. ... und ich habe Segen
erfahren und bin heil geworden bis auf den Grund der Seele."(197) -
"Zuhause bin ich am Altar, in Gott. Da darf ich einfach sein."(198)
Siehe auch das Kapitel "Als transidente*r Pfarrer*in in der Gemeindearbeit?" eines Buches von 2023.(199)
Hier finden Sie das von der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) im Oktober 2016 herausgegebene Heft „'Hier ist nicht Mann noch Frau'. Recht auf Gleichbehandlung ungeachtet sexueller Orientierung und Identität" mit ethischen Argumenten und gottesdienstlichen Hilfen.
Die evangelische Landeskirche von Hessen-Nassau würdigt transsexuelle Menschen mit ihrer Handreichung "Zum Bilde Gottes geschaffen. Transsexualität in der Kirche" aus dem Jahr 2018.
Hier finden Sie regelmäßig queere tagesaktuelle Artikel aus der evangelischen Kirche: kreuz & queer
"Vermeintliche heterosexuelle 'Normalbiographien' dürfen, wie immer mehr evangelische Christinnen und Christen finden, auch in der evangelischen Kirche nicht
zum Maßstab für das Angebot der geglaubten Zusage und des Segens Gottes gemacht werden."(200)
"Mit dem theologisch zentralen Wert der Personwürde ist die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften nicht zu vereinbaren. ... Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind ... in demselben verantwortungsethischen Horizont wie die heterosexuelle Ehe zu beurteilen."(201)
"Theologie und Kirche sollten ... anerkennen, dass homosexuelle Menschen auf ethisch verantwortliche und somit auch aus der Sicht des christlichen Glaubens zu billigende Weise
eine dauerhafte homosexuelle Lebensgemeinschaft eingehen, die sich an den Kritierien der heterosexuellen Einehe orientiert und auf anaologe Weise durch Freiwilligkeit, Ganzheitlichkeit,
Verbindlichkeit, Dauerhaftigkeit und Partnerschaftlichkeit bestimmt ist." (202)
In seinem 2020 erschienenen Buch fasst Martin Grabe, einer der 3 Chefärzte der christlichen "Klinik Hohe Mark" (die zum evangelikal geprägten Gemeinschafts-Diakonieverband gehört und mit der Evangelischen Allianz verbunden ist), seine Einstellung so zusammen: "Homosexuelle Christen dürfen ebenso wie heterosexuelle Christen eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes Gottes und der Gemeinde eingehen und sind in der Gemeinde in jeder Hinsicht willkommen."(203)
2. Lied Sonne der Gerechtigkeit (Strophe 4 und 5)
3. Gebet um Mut
Wichtig sind auch Überlegungen zu einem "Segnungsgottesdienst anlässlich einer Transition"(204): "Entsprechend folge die Bitte, die Taufe mit dem neuen Namen zu wiederholen ... So oder so ist aber eine erneute Taufe im evangelisch-lutherischen Verständnis nicht möglich ... dass ein Gottesdienst anlässlich einer Transition immer individuell geplant werden müsse. ... könne er den Charakter eines Reisesegens, einer Konfirmation, eines Stärkungsrituals oder einer Dankesfeier haben."(205) Eine Liturgie/Agende für so einen Gottesdienst findet man hier: Ein Segen für Trans*Menschen - Agende für einen Gottesdienst anlässlich einer Transition Außerdem: "Wer noch nicht getauft ist, aber am Ende seiner Transition steht, für die* oder den* ist die Taufe ein wunderbarer Anlass, auch ihre* oder seine* Transition zu feiern."(206)
Naomi und Ruth: Ruth 1,14 (S.o. 8.1..)
Mk 10,7 (S.o. 8.3..)
Leihmutterschaft: Mägde Jakobs:
Gen 30,3-8: Rahel-Bilha (Dan-Naftali);
Gen 30,9-13: Lea-Silpa (Gad-Asser)
Samenspende/Leihmutterschaft
Die Eltern von Samuel leben freiwillig eine Distanz-Konstellation zu ihrem Kind, die gesegnet ist: 1.Sam 1,19-24
- Altkatholische Kirche seit 2014: Die Feier der Partnerschaftssegnung, Bonn 2014, Alt-Katholischer Bistumsverlag, ISBN 978-3-934610-91-0
- 2009 konnte sich ein schwules Paar der Neuapostolischen Kirche für ihre Partnerschaft mit einem Segensgebet segnen lassen.(207)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche von
(1. Gleichgeschlechtliche Trauungen:)
- Rheinland, früheste Landeskirche mit Segnungsgottesdienst (2000),
"Ein liberaler Exponent: Die Rheinische Kirche"(208),
außer Kraft, da im Januar 2016 die Trauung von homosexuellen Paaren eingeführt wurde (1 Jahr vor der Einführung der "Ehe für alle" durch den Bundestag),
so dass für
Homosexuelle nun die gleiche Liturgie wie bisher für homosexuelle Ehen gilt.
- Hessen-Nassau, Segnungsgottesdienst seit 2004,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit 2013 / 2019;
- Baden, Trauung von homosexuellen Paaren seit April 2016;
- "Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz", Trauung von homosexuellen Paaren seit August 2016,
eine der wenigen Landeskirchen mit einer eigenen Agende (von 2016): "Traugottesdienst für Traupaare in eigetragener Lebenspartnerschaft".
- Evangelisch-reformierte Kirche, Trauung seit November 2017;
- Kurhessen-Waldeck, Segnungsgottesdienst seit 2013,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit April 2018;
- Oldenburg, Segnungsgottesdienst seit 2003,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit November 2018;
- Hannover, Segnungsgottesdienst seit 2014,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit Mai 2019;
- Pfalz, Trauung seit Mai 2019;
- Lippe, Segnungsgottesdienst seit 2005,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit Juni 2019;
- Nordkirche, Segnungsgottesdienst seit 2014 / 2016,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit September 2019;
- Westfalen, Segnungsgottesdienst seit 2015,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit November 2019;
- Mitteldeutschland, Segnungsgottesdienste seit 2015,
Trauungen möglich seit November 2019, falls der Kirchenvorstand das beschließt.
- Braunschweig, Segnungsgottesdienst seit 2003,
aufgehoben durch die Trauung von homosexuellen Paaren seit 2022
(2. (Öffentliche) Segnungsgottesdienste:)
- Sachsen seit Oktober 2016, Segnungsgottesdienst (als Ausnahmefall) nur nach Beschluss des Kirchenvorstandes - mit liturgischer Handreichung
- Bayern seit April 2018, dazu liturgische Handreichung;
- Württemberg seit Januar 2020, allerdings nur bei Zustimmung des Kirchenvorstandes und in maximal 1/4 der Gemeinden der Landeskirche,
Handreichung - Gottesdienste anlässlich der Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare ...;
- Schaumburg-Lippe seit Juni 2021: Kasualgesetz zur Segnung gleichgeschlechtlicher Ehepaare
- Anhalt (als Ausnahmefall).
Auszug aus einem dazu passenden "Segen unter dem Regenbogen": "Der Treue Israels ... segne Deine Träume ... Er schaffe Dir Räume der Akzeptanz, ein Umfeld des Respekts und unbedingter Annahme."(209)
Kinder in einer gleichgeschlechtlichen Ehe: "Widerlegt scheint durch empirische Untersuchungen der Verdacht, dass Kinder, die einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft aufwachsen, selbst eher zu einer gleichgeschlechtlichen Orientierung gelangen. Ob sich darüberhinaus das Fehlen eines gleichgeschlechtlichen Elternteils ... negativ auf die kindliche Entwicklung auswirkt, ist aufgrund neuerer Untersuchungen eher fraglich - teilweise gelangt man sogar zu gegenteiligen Erkenntnissen."(210)
Im Februar 1980 wurde die Münchner (ökumenische) Gruppe von „Homosexuelle und Kirche“ (HuK) gegründet. Die Gruppe organisierte in den ersten 4 Jahren keine eigenen Gottesdienste. Die Münchner Gruppe gab von 1982 bis 1995 einen eigenen Rundbrief heraus, der von 1982 bis 1986 den Namen "Max und Moritz" trug.
Das Jahr 1985 brachte dann entscheidende queerkirchliche Fortschritte.
Donnerstag, der 2.5. 1985 ist ein entscheidendes Datum: Der erste queere (und ökumenische) Gottesdienst (von der HuK organisiert) wurde in der Münchner Kreuzkirche in Schwabing
gefeiert, und zwar öffentlich und gleichzeitig als Teil der ersten lesbisch-schwulen Kulturwoche Vio Rosa.
Außerhalb Münchens wurden in dieser Zeit 2 weitere halböffentliche Gottesdienste gefeiert: am 16.12.1984 in der Versöhnungskirche des KZ Dachau im Rahmen der Ausstellung „Homosexualität und Politik“ und am 31.12.1985 in Unterföhrung der Jahresschlussgottesdienst für die HuK „und Freunde“.
Am 22.5.88 wurde im Rahmen eines Aids-Kongresse in der Matthäuskirche ein Gottesdienst gefeiert, an dem die HuK beteiligt war.
Am 24.6.1989 wurde im Rahmen der zweiten lesbisch-schwulen Kulturwoche Vio Rosa ein queer-ökumenischer Gottesdienst in der Erlöserkirche gefeiert.
Anfang der 1990er-Jahre gab es von der HuK (Leo Volleth) organisierte queere Gottesdienste in der Kapelle des Makarioi im Paul-Schneider-Haus (Kurfürstenstr 34) der Diakonie/Inneren Mission.
Im Sommer 1985 wurde außerdem der 1.Bibelkreis für Homosexuelle in München von der HuK gegründet. Nachdem der Bibelkreis Ende der 1980er-Jahre eingeschlafen war, gab es im Cafe des Makarioi (s.o.) einen von der HuK mitorganisierten Bibelkreis. 1995 gründete Gustl Angstmann wiederum einen schwul-lesbischen Bibelkreis. Seit ca 2018 gibt es wieder einen queeren Bibelkreis in der Kirchengemeinde St.Paul an der Theresienwiese.
(1993 ermöglichte die evangelische Kirche bayernweit die Segnung homosexueller Paare.)
1993 war die Teilnehmerzahl des CSDs das 1.Mal vierstellig; am Paradetag wurde in der Bürgersaalkirche ein Gottesdienst für die Aids-Opfer abgehalten.
Am 4.6.1994 wurde der 1.CSD-Gottesdienst Münchens mit 150 Teilnehmer*innen in der Lukaskirche gefeiert.
(2018 ermöglichte die evangelische Kirche bayernweit die öffentliche Segnung homosexueller Paare, die theologisch und kirchlich als Amtshandlung mit der Trauung eines heterosexuellen Paares gleichzusetzen ist.)
Im März 2022 wurde der erste katholische Queergottesdienst Münchens gefeiert. (erst Neuperlach, später St. Paul, Theresienwiese) (
Geschichte des katholischen Queer-Gottesdienstes)
Hier finden Sie queer-gerechte Predigten zu: Genesis 1,27, Matthäus 25,1-13, Markus 3,20-35 und 1. Korinther 12,12-21 .
Hier finden Sie eine queere Auslegung der
Geschichte von Jakobs nächtlichem Kampf am Jabbok (1.Mose 32,23-33).(211)
Jakob und Esau sind 2 Menschen mit männlichem Körper und doch mit so unterschiedlichem Gender, mit so unterschiedlichen geschlechtstypischen Eigenschaften, die in konservativer
Sprache als "weiblich" und "männlich" bezeichnet würden. (212)
Vgl. die Einbindung dieses Themas in eine allgemeine, umfassende Theorie und systematische Philosophie (der Wirklichkeit) und Theologie
Christlicher Glaube und christliche Ethik unter Einbeziehung postmoderner Relativität, Kapitel 2.4.5.3.3..
Vgl. auch die kritische Analyse eines homophoben Vatikandokuments zur Homosexualität.
"Our question is, whether same-sex couples may live in loving, committed relationships with the blessing of God. The term malakoi does not address that."(Miner,Jeff; Connoley,Tyler: The Children are free. Reexamining the Biblical Evidence on Same-sex Relationships, Indianapolis 2001 (=Miner),18) - "There are hundreds of Greek writings from this period that refer to homosexual activity using terms other than arsenokoitai. ... Apparently Paul was trying to refer to some other obscure type of behaviour." (Miner,19) - "It is sufficient to note that Paul's terminology manifestly does not address the type of behaviour we ar asking about - two people of the same sex who love each other dearly and live in committed relationship." (Miner,22)
"So the conclusion is that malakos simply does not refer to same-sex activity."(Helminiak,Daniel A.: What the Bibel Really Says about Homosexuality, Novatoo/USA 2000 (=Helminiak), 109) - "if arsenokoitai does refer to male-male sex, these texts do not forbid male homogenitality as such." (Helminiak, 115)
"the malakos points to the effeminate call-boy, then the arsenokoites in this context must be the active partner who keeps the malakos as a "mistress" or who hires him on accasion to satisfy his sexual desires."(Scroggs,Robin: The New Testament and Homosexuality. Contextual Background for Contemporary Debate, Philadelphia 1983, 108) - "Malakos and arsenokoites ... point ot a very specific form of pederasty". (Scroggs, 109)
"daß in I Kor 6,9 μαλακοὶ den sich weiblich gerierenden Strichjungen ("effeminate call boy") bezeichne und ἀρσενοκοῖτης, mit μαλακοὶ sachlich zusammengehörig, den diesen kaufenden Erwachsenen meine; nur sie (und nicht etwa alle Homosexuellen) wären in diesem Fall nach den Worten des Paulus vom Reich Gottes ausgeschlossen" (von der Osten-Sacken,Peter: Paulinisches Evangelium und Homosexualität, in: Berliner Theologische Zeitschrift 3 (1/1986), 28-49, 33)
"wird in 1 Kor 6.9 nicht pauschal homosexueller Verkehr verworfen, sondern Päderastie oder sogar nur eine spezielle Form derselben, käufliche Knabenliebe. .. Aus dieser Sicht scheidet 1 Kor 6.9 ... in der heutigen Diskussion um Homosexualität aus".(Stowasser,Martin: Homosexualität und Bibel. Exegetische und hermeneutische Überlegungen zu einem schwierigen Thema, in: NTS 43 (4/1997), 503-526 (=Stowasser), 515)
"'Knabenschänder' (ἀρσενοκοῖταὶ) in 1 Kor 6,9; 1 Tim 1,10" (Hahn, Ferdinand: Theologie des Neuen Testaments, Bd II: Die Einheit des Neuen Testaments, Tübingen 2011, 3.Aufl, 720)
"Schließlich gab es noch die sogenannten malakoi (griechisch für 'Weichlinge'), vermutlich eine Art Strichjungen". (Hinck, Valeria: Streitfall Liebe. Biblische Plädoyers wider die Ausgrenzung homosexueller Menschen, Mering 2007, 30)
"Es muss auch in den Kirchen klar ausgesprochen werden, dass die verhängnisvolle Wirkung des paulinischen Textes vielen Menschen geschadet hat ... In meiner Übersetzung von 6,9 habe ich versucht, an Paulus' Würdigung der Körper als Geschöpfe Gottes anzuknüpfen: 'die in der Ehe oder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen das Recht Gottes verletzen, die sexuelle Gewalt gegen Abhängige ausüben'." (Schottroff, Luise: Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, Theologischer Kommentar zum neuen Testament, Bd.7, Stuttgart 2013, 101)
"Demzufolge kann auch 1.Kor 6,9 für die heutige Diskussion um eine freiwillig eingegangene gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung zwischen zwei erwachsenen Menschen als nicht mehr relevant erklärt werden." (Spilling-Nöker,Christa: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn. Zur Diskussion um Segnung und Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Paare im Pfarrhaus, Berlin 2006, (=Spilling-Nöker) 50)
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